Fortsetzung Nr. 710 der Eisenbahnunfall-Gedenktage
Vor 120 Jahren:
20. 12. 1902: [Byron, Bundesstaat Kalifornien, USA] Bei Byron fährt ein Reisezug auf einen wegen eines Heißläufers liegengebliebenen Reisezug auf.
Opferbilanz: 27 Tote.
Vor 90 Jahren:
17. 12. 1932: [Oerlikon, Schweiz] Kurz vor 18:00 Uhr fährt der von der E-Lok Ae 3/6 I Nr. 10640 gezogene Eilzug Zürich - Uster-Rapperswil bei der Einfahrt in den Bahnhof Oerlikon im dichten Nebel praktisch ungebremst mit ca. 75 km/h auf die in ihrem Fahrweg stehende Dampflok Eb 3/5 Nr. 5831 auf. Dabei rutschen die beiden ineinander verkeilten Loks noch fast bis zum Stationsgebäude vor. Der hinter der E-Lok gereihte Gepäckwagen verkeilt sich mit dem dahinter gereihten 3. Kl.-Wagen. In diesem Wagen sterben vier Fahrgäste. Das fünfte Todesopfer ist der Heizer der Dampflok, der beim Aufprall der E-Lok vor die offene Feuertür geschleudert wird, dort von den glühenden Kohlen zugedeckt wird und dabei verbrennt.
Unfallursache: Der Bahnhofsvorstand von Oerlikon ordnet die Verschubfahrt der Rangierlok an, ohne den Stellwerkswärter zu informieren und ohne die Verschubfahrt zu überwachen. So steht die Lok vor dem Unfall zwölf Minuten auf dem für den Eilzug vorgesehenen Gleis. Der Stellwerkswärter kann sie wegen des Nebels nicht sehen und außerdem hört er die Pfeifsignale der Lok nicht.
Im Jahr 1934 findet schließlich der Prozess gegen drei subalterne Eisenbahner statt, nicht aber gegen den Bahnhofsvorstand. Dieser wird nicht einmal einvernommen. Am 25. 9. 1934 werden die drei Eisenbahner, darunter auch der Stellwerkswärter freigesprochen, weil das Gericht zum Schluss kommt, dass eigentlich der Bahnhofsvorstand durch sein Verhalten Schuld trage. Eine Verurteilung des Bahnhofsvorstandes unterbleibt aber. Erst im Jahr 2012 schreibt die Neue Züricher Zeitung in einem Rückblick auf den Unfall, dass die damalige Nichtanklage des hauptverantwortlichen Bahnhofsvorstandes ein Skandal gewesen sei.
Opferbilanz: 5 Tote, 55 Verletzte, darunter 18 Schwerverletzte.
Vor 75 Jahren:
19. 12. 1947: [Lötschbergbahn, Bhf. Blausee-Mitholz, Kanton Bern] Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg fordert die Explosion eines Munitionslagers bei der Station Blausee-Mitholz der Bern-Lötschberg-Simplon-Bahn (BLS) neun Tote. Die Lötschberg-Bergstrecke bleibt bis zum 28. Dezember gesperrt. Die Eisenbahnbrücke über die Kantonsstrasse wird zerstört, das Stationsgebäude und die Gleisanlagen von Blausee-Mitholz werden von Schutt bedeckt, wobei der Stationsvorstand und dessen Sohn ums Leben kommen.
Vor 35 Jahren:
18. 12. 1987: [Atterseebahn, Bhf, Attersee, OÖ.]
Quelle: Zeitschrift Eisenbahn, Heft 2/1988, S. 32. Fotos: Schrempf.
Vor 20 Jahren:
21. 12. 2002: [Gooty, Bundesstaat Andhra Pradesh, Indien] Nach dem Heraussägen eines Gleisstücks entgleist ein Schnellzug der South Central Railway, der zwischen Hyderabad und Bangalore verkehrt, in der Nähe der Stadt Gooty. Niemand bekennt sich zu der Tat. Die Beweislage gegen einen Verdächtigen, der 13 Monate nach der Tat verhaftet wird und der der islamistischen Terrororganisation Laschkar-e Taiba nahestand, bleibt dürftig.
Opferbilanz: 20 Tote.
Vor 15 Jahren:
19. 12. 2007: [Mahrabpur, Pakistan] 15 der 17 Wagen eines Schnellzuges von Karatschi nach Lahore im Süden Pakistans entgleisen gegen 2:25 Uhr in der Nähe von Mahrabpur im Bezirk Naushehro Feroze aus ungeklärter Ursache.
Opferbilanz: 58 Tote, über 120 Verletzte.
19. 12. 2007: [La Vavrette-Tossiat, Region Auvergne-Rhône-Alpes, Frankreich] Der TGV 6561 Paris – Genf rammt in den Morgenstunden mit ca. 100 km/h einen auf einer Ek hängengebliebenen Lkw.
Opferbilanz: 1 Toter (Lkw-Fahrer), zahlreiche Leichtverletzte, darunter der Tfzf.
Quelle: EÖ-Heft 2/2008, S. 84. Fotos: Keystone.
Vor 10 Jahren:
17. 12. 2012: [Manfalut, Ägypten] Beim Zusammenstoß eines Schulbusses und eines Zuges auf einem niveaugleichen Bahnübergang in Manfalut reißt die Lokomotive den Bus in zwei Teile und schleift diese noch ca. 1 km weit mit. Ursache: Der Schrankenwärter ist eingeschlafen und hat die Schranken nicht geschlossen. Die anschließenden Rettungsmaßnahmen sind chaotisch. Die Polizei trifft erst nach zwei Stunden am Unfallort ein und der erste Rettungswagen erst, als die meisten Kinder schon verstorben sind. Der Chef der Ägyptischen Staatsbahnen und der ägyptische Verkehrsminister treten zurück.
Opferbilanz: Mindestens 50 Tote, 17 Verletzte.
Vor 5 Jahren:
18. 12. 2017: [DuPont, Bundesstaat Washington, USA] Ein Amtrak-Zug entgleist bei der Fahrt durch eine enge Kurve auf Grund zu hoher Geschwindigkeit. Drei Menschen sterben, über 100 werden verletzt. Der Unfall wurde hier im Forum ausführlich diskutiert:
Foto: EÖ-Heft 2/2018, S. 87, Keystone.
Quellen (sofern nicht extra angegeben): Katastrophen auf Schienen von Peter Semmens, Transpress Verlag, Stuttgart 1996; Wikipedia - Liste schwerer Unfälle und Anschläge im Schienenverkehr.