Indonesien: Bahngesellschaft setzt Betonkugeln gegen Zug-Surfer ein

  • Unerwünschte Fahrgäste im Visier

    Weil in Indonesien die Eisenbahnen hoffnungslos überfüllt sind, will die dortige Bahngesellschaft mit brutalen Maßnahmen gegen illegal Reisende vorgehen, die auf Dächern von Zügen mitfahren. Betonkugeln sollen unerwünschte Fahrgäste abschrecken - und im Extremfall von den Waggons reißen.

    Wer sich in Österreich über volle Züge ärgert, ist nach einer Südostasien-Reise vermutlich „geheilt“: Reiseführer raten Touristen, auf Bahnfahrten lieber zu verzichten. Und wenn es heißt, Bahnen in Indonesien seien „bis oben hin gefüllt“, dann ist das wörtlich zu verstehen. Die indonesische Eisenbahngesellschaft will jetzt mit drastischen Mitteln gegen diesen Missstand vorgehen.

    Betonkugeln über Gleisen montiert

    Schwingende Betonkugeln sollen künftig illegal Mitfahrende von den Zugsdächern fegen. Zwei Kilogramm schwere Kugeln mit 15 Zentimeter Durchmesser werden dazu seit Dienstag über den Bahngleisen montiert, wie die Gesellschaft PT Kereta Api mitteilte. Sie hat mehrere Gerüste aufgestellt, von denen die schweren Kugeln hängen und das Dach der durchfahrenden Züge fast streifen.

    Die ersten Gerüste wurden auf der Strecke von der Hauptstadt Jakarta in den Vorort Bekasi errichtet. Die Bahn kündigte das mit großem PR-Aufwand an, um Leute, die auf den Zugsdächern fahren, vorzuwarnen. Seitdem sei kein Schwarzfahrer mehr auf einem Zugsdach entdeckt worden, sagte Bahnsprecher Mateta Rizalulhaq.

    „Zugsurfen“ ist weit verbreitet

    In Indonesien ist das „Zugsurfen“, das illegale Mitfahren auf Waggondächern, eine weit verbreitete Praxis. Die Bahngesellschaft hatte in der Vergangenheit beispielsweise Wachhunde, Stacheldraht und rote Farbspritzer dagegen eingesetzt - mit mäßigem Erfolg. Außerdem wurden Prediger beauftragt, in den Moscheen vor dieser gefährlichen Reisemöglichkeit zu warnen.

    Für die Bahnbetreiber bedeutet die neue „Radikalmaßnahme“ mehr Sicherheit: Bisher komme „täglich mindestens ein Mitfahrer“ zu Tode, weil er von einem Zugsdach falle oder einen Stromschlag erhalte, sagte der Bahnsprecher. „Es gibt Gesetze, die verbieten das Bahnsurfen. Da hatten wir eigentlich nicht erwartet, dass wir auch noch diese Kugeln aufhängen müssen.“ Wenn die Betonkugeln aufgehängt seien, werde es den Fahrgästen nicht mehr möglich sein, auf den Dächern zu sitzen. Wenn das Projekt erfolgreich sei, solle es ausgeweitet werden.

    Züge zu klein, Tickets zu teuer

    Menschenrechtsgruppen warnten, dass eben genau der Einsatz der Betonkugeln tödlich enden könne. „Schüler auf den Zugsdächern müssen jetzt damit rechnen, dass sie von Betonkugeln umgebracht werden“, sagte der Sprecher der nationalen Menschenrechtskommission, Yosef Adi Prasetyo der Zeitung „Jakarta Globe“. „Damit wird ihr Recht auf einen sicheren Schulweg verletzt.“ Manche der „Zugsurfer“ können sich die Fahrscheine nicht leisten, andere fahren auf dem Dach, weil die Züge notorisch überfüllt sind.

    „Die Regierung sollte lieber für einen besseren Betrieb sorgen und für pünktliche Züge. Dann halten sich die Passagiere auch an die Regeln“, meint ein Fahrgast. Mit einem besseren Service habe es die Bahn noch nie probiert. „Das sieht erst einmal wirklich gefährlich aus“, so der Kommentar des 27-jährigen Geschäftsbesitzers und „Zugsurfers“ Mulyanto. „Bis jetzt haben wir am Ende immer gewonnen. Schauen wir einmal, wie lang das hier hält.“

    In diesem Video sieht man, wie die Betonkugeln montiert werden.

    Quelle: ORF

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Na servas, das nenn' ich harte Methoden. Würd' mich nur interessieren, wie im Fall eines zu Tode kommenden "blinden" Passagiers die Verantwortlichen des Bahnbetreibers zur Rechnung gezogen werden.