Fahrt durch das Baskenland mit EuskoTren

  • Am Sonntag, den 28. 10. 2012 fuhren wir mit EuskoTren (Eusko Trenbideak - Ferrocarriles Vascos, S.A.) von Bilbao nach Donostia/San Sebastian. Die stündlich verkehrenden Züge, die an allen Bahnhöfen und Haltestellen halten, benötigen für die rd. 110 km knapp 2 h 40 m. Die zwei Mal täglich verkehrenden beschleunigten Züge schaffen es in knapp über 2 h. Wer Interesse hat, hier gibt es den aktuellen Fahrplan. Die beschleunigten Züge sind rot unterlegt.


    Wer will, kann mit mir nun auf die Reise gehen:


    Die ZÜge nach Donostia (baskisch)/San Sebastian (spanisch) sowie nach Bermeo (Stadt und wichtiger Fischereihafen nordöstlich von Bilbao) fahren in Bilbao am südöstlichen Rand der Altstadt vom Bahnhof Atxuri (tx wird im Baskischen so "ʧ" ausgesprochen, daher "Atschuri") ab. Das Bahnhofsgebäude stammt aus dem Jahr 1913 und seine Tage sind gezählt, denn die Abfahrtsstelle der Züge soll aus Platzgründen verlegt werden. Anstelle der EuskoTren-Züge soll die Straßenbahnlinie EuskoTran, die derzeit beim Bahnhof Axturi ihre Endstation hat, auf den EuskoTren-Gleisen bis zur Station Etxebarri verlängert werden:


    Die sehr einfache Endstelle der Straßenbahn. Tw 407 wartet auf die Abfahrt. Hinter dem Gitter führt das Gleis aber noch weiter, denn parallel zu den Gleisen der Bahnstrecke befindet sich der zweigleisige Betriebsbahnhof der Straßenbahn:


    Der Bahnhof verfügt über drei Bahnsteiggleise und über ein Abstellgleis. Alle drei Bahnsteiggleise sind belegt. Links der zweiteiligeTw 312 der Reihe 300, dahinter kaum sichtbar der zweiteilige Tw 6510 der Reihe 6500. Mit diesen beiden, etwas komfortableren Reihen (Sitzeinteilung 2+1, Polstersitze, Armlehnen) werden die beschleunigten Züge geführt. In der Mitte Tw 211 der vierteiligen Reihe 200, mit dem wir nach Donostia fahren werden und ganz rechts der Tw 207 nach Bermeo. Die Züge nach Donostia fahren zur vollen Stunde, die Züge nach Bermeo jeweils zur halben Stunde, sodass sich bis zur Stadt Amorebieta (ca. 20 km) ein Halbstundentakt ergibt, wobei die beiden Linien in Amorebieta getrennte Bahnhöfe haben.


    Die Tw 207 und 211 von vorne:


    Die Bahnhofsausfahrt aus Axturi. Rechts sieht man das zum Betriebsbahnhof der Straßenbahn führende Gleis, das nur befahren werden kann, wenn das EuskoTren-Bahnsteiggleis nicht mit einem Zug belegt ist. Das Straßenbahngleis ist signalmäßig gesichert. Das Ausfahrsignal für den Tw 207 nach Bermeo zeigt bereits Grün. Der Tw 6510 ist graffitimäßig "verziert", was im Baskenland eher die Ausnahme ist:


    Rechts unser Tw 211 nach Donostia, links steht der Straßenbahn-Tw 404 als Reserve. Das Signal, das den Streckenabschnitt zum Betriebsbahnhof absichert, ist rechts vom Tw zu sehen:


    Der Tw 6510 ist auch an der Vorderfront verziert. Rechts das als Bahnsteiggleis nicht benützbare Abstellgleis:


    Die neuen Tw der Reihe 900 sind noch seltene Gäste in Bilbao. Hier der Tw 904:


    Pünktlich um 12:00 Uhr Ausfahrt aus Bilbao-Atxuri. Auf den zweigleisigen Abschnitten wird links gefahren. Rechts der Straßenbahn-Betriebsbahnhof:



    Bei km 0,8 bereits der erste Tunnel. V/max an dieser Stelle 60 km/h. Die Strecken- und Fahrzeughöchstgeschwindigkeit liegt bei 80 km/h. Die 80 km/h-Abschnitte sind aber eher rar:



    In der Station Bolueta gibt es eine Verknüpfung mit der Metro, die die EuskoTren-Trasse oberirdisch in der Diagonale quert:


    Knapp vor der Station Ariz mündet das nicht elektrifizierte Verbindungsgleis zum FEVE-Netz ein, das nur im Güterverkehr befahren wird:


    Die Gütergleise in Ariz sind gut ausgelastet:


    Auch einen Container-Kran und Container-Verkehr gibt es:



    Ein Blick ins Innere des Tw 211. Die Ausstattung ist spartanisch, es gibt weder Gepäck- noch Gewandablagen noch ein WC. Die Sitzeinteilung ist 2+2. Aber es fährt auch fast niemand die Gesamtstrecke (außer uns) zwischen Bilbao und Donostia. Wer diese Relation öffentlich fährt, nimmt den halbstündlich verkehrenden Autobus über die Autobahn, der die Distanz zwischen Bilbao und Donostia in 70 Minuten schafft. Die mäßige Auslastung des Tw ist der Tatsache geschuldet, dass wir an einem Sonntag um die Mittagszeit unterwegs sind:


    Es gibt trotz der dichten Besiedelung auch Haltestellen in ländlicher Umgebung, wie zum Beispiel hier die Haltestelle Bedia:


    Zwischen den Stationen Lemoa und Amorebieta zweigt nach links die nach Bermeo führende Zweiglinie ab. Diese Linie berührt auch die Stadt Gernica, spanisch Guernica, die im spanischen Bürgerkrieg am 26. April 1937 durch einen Luftangriff der deutschen Legion Condor zerstört wurde, was hunderten Menschen das Leben kostete. Dieser Luftangriff bewog Pablo Picasso, eines seiner bekanntesten Werke, Guernica zu malen:


    Die üppig aus dem Boden sprießenden Autobahn-Neubauten sind eine harte Konkurrenz für die Bahn. So auch zwischen den Orten Amorebieta und Euba (km 25):


    Ab dem Bahnhof Euba (km 25) ist die Bahn eingleisig, aber die Arbeiten zum zweigleisigen Ausbau sowie Streckenbegradigungen bis Durango (km 35) und zum in Bau befindlichen neuen Betriebsdepot östlich von Durango (km 37) sind in vollem Gang:





    Die Stadt Durango (ca. 28.000 EW) wird untertunnelt. Die Rampe zum Tunnel ist im Hintergrund zu erahnen:


    Betriebsruhe Sonntagmittag im alten Depot in Durango, weshalb auch fast die ganze Flotte der Diesellokreihe 2000 von EuskoKargo abgestellt ist:


    Die formschöne Lok 2001 in Großaufnahme. EuskoKargo dürfte aber zum Großteil außerhalb seines eigenen Netzes im Güterverkehr aktiv sein, denn ich habe auf dem von uns befahrenen EuskoTren-Linien so gut wie keine GV-Aktivitäten gesehen:


    In Durango findet eine planmäßige Kreuzung statt. Hier der Gegenzug Richtung Bilbao. Die Abwicklung des Verkehrs war zumindest am Tag unserer Reise absolut pünktlich:


    Das Bahnhofsgebäude von Durango macht schon einen etwas heruntergekommenen Eindruck, aber es soll ja ohnehin durch den in Bau befindlichen unterirdischen Bahnhof ersetzt werden. Geplant wurde das inkluse Tunnel und Betriebsdepot ca. 150 bis 160 Mio. Euro teure Projekt von der auch bei uns bekannten Architektin Zaha Hadid (z. B. Überbauung der Stadtbahnbögen in Wien, Bergisel-Schanze in Innsbruck):


    Das folgende Foto zeigt die östliche Ausfahrt aus dem Tunnel unter der Stadt Durango. Da es etwas unscharf geraten ist, habe ich im Internet eine Foto-Anleihe genommen. Ich hoffe, der Autor des Fotos, riosecocostina, wird mir deshalb nicht böse sein:



    Foto: riosecocostina


    Demnächst geht es weiter!


    PS.: Hier noch ein Link zu einer unvollständigen EuskoTren-Fahrzeug-Fotogalerie.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Boah, 8o 8o da wird ja ordentlich umgegraben. Dass dort ausgebaut wird, war mir bekannt, in welchem Umfang jedoch nicht.


    Ich hoffe doch, dass die Ausbaumassnahmen dann wenigstens auch die derzeit horrende Fahrzeit von min. 2h13min (zwei Schnellzüge an Werktagen) für die 130km verkürzt. Der neue bahnhof von Durango soll dann übrigens auch Hauptsitz von Euskotren werden.


    Noch ein Kapitel Bürgerkriegsgeschichte im Baskenland : was weniger bekannt ist, dass Durango die erste Stadt im Baskenland war, die die Nazihilfe aus der Luft für die spanischen Faschisten (etwa 1 Woche vor Guernika) zu spüren bekam. Durango darf somit in Anspruch nehmen, das erste rein zivile Opfer eines Luftangriffs zu sein, eine Ehre auf die die Stadt wohl gern verzichten würde. Für die deutsche Luftwaffe waren die Angriffe auf Durango und Gernica soetwas wie >Feldversuche unter realistischen Bedingungen< für den 2. Weltkrieg.


    Der Angriff auf Gernica hat wohl auch deshalb mehr Bekanntheit erlangt, weil sie soetwas wie die >heilige Stadt der Basken< ist. Unter der Eiche von Gernica mussten die spanischen Könige immer schwören, die spezielle Autonomie der Basken (die es schon seit Jahrhunderten gab) zu respektieren. Entsprechend symbolträchtig war auch der Luftangriff auf diese Stadt. Dies dürfte zb. auch die Motivation Picassos gewesen sein, den Angriff auf Gernika und nicht jenen auf Durango zu verewigen.

  • Begradigungen und vmax 100 km/h bei den neuen Fahrzeugen lässt hoffen. :)


    Viel weniger als um die zwei Stunden wirds trotzdem nicht werden. Der Anspruch der Bedienung fast aller Orte entlang der Strecke im Zusammenhang mit den örtlichen Gegebenheiten (teilweise sehr dichte Bebauung, Verlauf der Trasse in engen und mäandrierenden Flußtälern) lassen gravierende Fahrzeitverkürzungen einfach nicht zu. Und eine Konkurrenz für die Autobahn im Städteverkehr zwischen Bilbao und Donostia/San Sebastian wird die Bahn trotz aller laufenden Streckenausbauten nie werden. Das Hauptgeschäft der Bahn ist und bleibt der Lokalverkehr von und nach Bilbao, von und nach Donostia sowie der Lokalverkehr rund um die lokalen Zentren Durango, Ermua/Eibar und Zarautz. Damit hat die Bahn ohnehin genug zu tun.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Weiter gehts Richtung Donostia/San Sebastian.


    Die Orte entlang der Bahn haben auf Grund ihrer dichten und mehrgeschossigen Bebauung ein städtisches Erscheinungsbild, auch wenn sie nur wenige hundert Einwohner haben. Dafür sind sie sehr kompakt, so wie auf dem Foto unten rund um die Station in Berriz:


    Auch in dünn besiedelten Abschnitten gibt es alle paar Kilometer Betriebsausweichen, so wie diese mitten im Wald gelegene Betriebsausweiche zwischen Zaldibar und Ermua:


    Ermua ist eine Stadt mit ca. 16.000 Einwohnern und liegt im engen Tal des Flusses Ego. Die Bahn beschreibt innerhalb der Stadt eine Schleife, an deren Scheitelpunkt sich die Station befindet:


    Ermua ist fast mit der Stadt Eibar (über 27.000 EW) zusammengewachsen, sodass sich im engen Flusstal über mehrere Kilometer eine städtische Siedlung erstreckt. Zwischen den Stationen Ermua und Eibar fährt die Bahn im Halb-Stunden-Takt. Um diesen dichten Takt möglichst pünktlich abwickeln zu können, ist die Trasse überall dort, wo es die Platzverhältnisse zulassen, zweigleisig ausgebaut. Dazwischen gibt es immer wieder eingleisige Abschnitte:




    Der Bahnhof von Eibar, wo einige Garnituren abgestellt sind, darunter auch eine dreiteilige Garnitur für den Pendelverkehr Ermua - Eibar mit Graffiti-Verzierung:



    Nach dem Bahnhof von Eibar geht es noch ein Stück zweigleisig dahin:


    Noch im Stadtgebiet von Eibar mündet der Fluss Ego in den Fluss Deba, an dessen idyllischem Ufer es entlanggeht:


    An der Mündung des Flusses Deba in den Atlantik liegt die gleichnamige Stadt. Im Bahnhof findet die pünktliche Kreuzung mit dem Gegenzug statt und auf einem Nebengleis ist ein etwas heruntergekommener Transportbeton-Waggon abgestellt:



    In Deba erhaschen wir das erste Mal auf unserer Fahrt einen Blick auf den atlantischen Ozean, aber nur für wenige Augenblicke, denn sofort geht es wieder in einen Tunnel.


    Obwohl die Strecke jetzt über mehrere Kilometer den Atlantik entlanggeht, ist davon bis auf wenige Stellen, wo der Zug für Sekundenbruchteile ans Tageslicht kommt, nichts zu sehen. Die Strecke ist früher offen entlang der Küste in rd. 50 m Höhe oberhalb des schmalen Strandstreifens verlaufen, wurde aber aus mir nicht bekannten Gründen in den Berg verlegt. Geblieben ist, wie in Spanien üblich, auf der ehemaligen Bahntrasse ein Radweg, in Spanien "Via verde" genannt mit einem kurzenTunnel. Nachdem wir an dieser Stelle im Berginneren vorbeigefahren sind, habe ich im Internet eine Anleihe genommen. Das Foto vom Fotografen ocminter zeigt den Radweg mit Tunnel:


    Kurz nach der Station Arroa taucht von links ein zugewachsenes Gleis auf, das ca. zwei Kilometer entlang unserer Trasse bis zum Bahnhof Zumaia verläuft. Dabei handelt es sich um das Gleis der eingestellten Urola-Eisenbahn, die einst von Zumárraga im baskischen Hinterland, gelegen an der Magistrale Donostia/San Sebastian - Vitoria-Gasteiz - Madrid über Azpeitia entlang des Flusses Urola an die Atlantikküste nach Zumaia führte. Die Bahn war eine der ersten elektrifizierten Bahnlinien in Spanien und fiel leider einer Einstellungswelle zum Opfer. In Azpeitia war der Betriebsmittelpunkt der Strecke und in der ehemaligen Remise befindet sich heute das EuskoTren-Eisenbahnmuseum. Die Bahntrasse ist, wie könnte es anders sein, ein "Via verde". Nur zwischen Azpeitia und Lasao ist eine ca. fünf Kilometer lange Museumsstrecke erhalten geblieben, die mit Dampfloks befahren wird. Der Nachteil des Museums ist, dass es per Bahn nicht erreichbar ist:


    Ankunft im Bahnhof Zumaia, der wiederum am Atlantik liegt. An den Bahnsteigkanten befinden sich zweisprachige Hinweise (baskisch und spanisch), die vor dem Betreten der Gleisanlagen warnen. Die Strafen, die dafür verhängt werden können, sind happig. Bis zu 6.000 Euro sind zu berappen, wenn man dabei ertappt wird:



    Demnächst geht es weiter Richtung Donostia/San Sebastian!

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Übrigens kann man auf dem Foto unten, wenn man es durch Anklicken vergrößert, im Hintergrund rechts neben dem Fahrzeug ganz klein das bei EuskoTren verwendete Ek-Überwachungssignal erkennen und zwar in Form eines waagrechten grünen Balken. Der grüne waagrechte Balken zeigt an, dass die Sicherungsanlage aktiv ist. Eine nicht aktive Sicherungsanlage wird dem Tfzf. durch einen roten senkrechten Balken angezeigt.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Zitat

    Danke dass Du Deine Eindrücke auf diesem Weg mit uns teilst.


    Gern geschehen. Und schon geht es weiter:


    Die Ausfahrt aus dem Bahnhof Zumaia. Hier befindet sich ein Schienen- und Schwellenlager:


    Ab Zumaia wird bis zum Endbahnhof Amara in Donostia/San Sebastian mit Ausnahme einer Lücke zwischen 09:00 und 11:00 Uhr im Halbstundentakt gefahren. Deshalb wird bei allen fahrplanmäßigen Kreuzungsbahnhöfen im Zuge von Modernisierungen eine zumindet ca. einen Kilometer Lange Zweispurinsel angelegt. So auch im Kreuzungsbahnhof Aia-Orio östlich von Zarautz, der erst vor kurzem modernisiert worden ist:




    Gleich nach dem auf dem Foto oben zu sehenden neuen Tunnel geht es eingleisig weiter:


    Was meine oben getätigte Aussage anbelangt, dass es entlang der EuskoTren-Strecke keine Güterverkehrsaktivitäten gibt, muss ich mich korrigieren: In der bereits zum Umland von San Sebastian gehörenden Stadt Lasarte-Oria gibt es in der Industriezone einen eigenen Güterbahnhof, auf dem Stahlrollen umgeschlagen werden. Nur just als wir vorbeifuhren, waren keine Stahlrollen und auch keine entsprechenden Waggons zu sehen. Deshalb musste ich mich mit ein paar Baufahrzeugen begnügen.


    Weiter geht es wieder zweigleisig mit vmax. 70 km/h. Rechts unterhalb der Trasse sind die Ausziehgleise des Güterbahnhofes zu sehen.


    Knapp vor der Einfahrt in einen weiteren, neu angelegten Tunnel zweigt eine eingleisige Zweigstrecke zum ca. einen Kilometer entfernten Kopfbahnhof Lasarte-Oria ab. Diese Strecke wird von der halbstündlich verkehrenden Linie Hendaye/Hendaia - Irun - Donostia/San Sebastian - Lasarte-Oria bedient, die als Metro Donostialdea bezeichnet wird:


    Das dritte Gleis des Vorortebahnhofes Añorga wird zum Abstellen der am Sonntag nicht gebrauchten überzähligen Garnituren der neuen Reihe 900 verwendet, die auf der Metro Donostaldiea eingesetzt werden:


    Einfahrt pünktlich um 14:38 Uhr im Kopfbahnhof Amara in Donostia/San Sebastian. Es wimmelt vor lauter Tw der Reihe 900. Der Tw 905 ist mit Ganzkörperwerbung versehen. Die Züge der Metro Donostialdea zwischen Hendaye/Hendaia und Lasarte-Oria machen hier Kopf. Für alle anderen Züge endet hier die Reise:





    Am frühen Abend machten wir mit der Standseilbahn (Funicular) noch einen Ausflug auf einen der beiden Hausberge von Donostia/San Sebastian, den Monte Igeldo:





    Vom Gipfel hat man einen traumhaften Ausblick auf die Stadt, die Bucht La Concha (Muschel), die der Bucht vorgelagerte Isla se Santa Clara und den zweiten Hausberg Monte Urgull, auf dem sich eine Befestigungsanlage befindet. Der Küstenverlauf ganz im Hintergrund gehört schon zu Frankreich. Über die Berge entlang der Küstenlinie verläuft die nördliche Variante des Jakobsweges:


    Sofern ich im Lauf der kommenden Woche dazukomme, geht es mit der Fahrt der Metro Donostialdea nach Hendaye/Hendaia und von Irun retour weiter! Spätestens aber nächstes Wochenende.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Am Montag, dem 29. 10. 2012 unternahmen wir eine Fahrt mit der Metro Donostialdea, im Volksmund wegen der vielen Tunnels auch "El Topo" (= der Maulwurf) genannt, ins französische Hendaye/Hendaia und von Irun retour nach Donostia/San Sebastian.
    Am Montag Vormittag warten gleich mehrere Triebwagen der Reihe 900 im Kopfbahnhof Amara auf die Abfahrt. Der Tw 904, gerade aus Lasarte-Oria eingefahren, wird uns nach Hendaye bringen:


    Die erste Überraschung kommt gleich nach der Ausfahrt aus dem Bahnhof, denn überall dort, wo die Strecke zweigleisig ausgebaut ist, wird im Gegensatz zu den übrigen Bahnstrecken in der Region nicht links, sondern rechts gefahren. Nach kurzem Grübeln scheine ich eine Antwort gefunden zu haben: Durch den Wechsel vom Linksverkehr auf Rechtsverkehr beim Kopfmachen im Bahnhof Amara müssen weniger Fahrstraßen traversiert werden und da die Metro Donostialdea auf ihrem 20 km langen Weg nach Hendaye mit keiner anderen meterspurigen Linien mehr in Berührung kommt, ist es betrieblich egal, ob links oder rechts gefahren wird. Die einzigen, die irritiert sein könnten, sind die Fahrgäste. Aber solche Zustände kennen wir in Wien seit der Umstellung im vergangenen August ja auch.
    Das Innere der Triebwagen der Reihe 900 ist nüchtern, aber zweckmäßig. Bildschirme mit Anzeige der Folgestationen sind auch vorhanden:


    Eifrig gebaut wird an der Metro Donostialdea natürlich auch. Noch im Stadtgebiet geht es gleich nach der Station Loiola und nach der Überquerung des Flusses Urumea in einen neuen zweigleisigen Tunnel, in dem auch zwei aufwändige neue unterirdische Stationen, Intxaurrondo und Herrera, errichtet wurden. Der alte, eingleisige Tunnel samt Gleis und Fahrleitung ist noch vorhanden:



    Überall, wo die Bebauung und die natürräumlichen Gegebenheiten es zu lassen, ist die Trasse zweigleisig ausgebaut, so wie hier im Vorort Fandera, dessen Haltestelle sich im Hintergrund befindet. Schatten, starke Einstrahlung der Vormittagssonne auf die Häuser und der in Fahrt befindliche Zug ließen leider keine bessere Fotoausbeute zu:


    Ausfahrt aus dem Vorortebahnhof Oiartzun mit einem Wendegleis in der Mitte. Hier enden die halbstündlich verkehrenden Verstärkerzüge ab dem Bahnhof Amara in Donostia/San Sebastian. Gleich nach der Kurve wird die Strecke wieder eingleisig und verschwindet im nächsten Tunnel. Den Spitznamen "El Topo" trägt die Bahnlinie zu Recht:


    Nach Durchfahren des Tunnels befindet sich die breitspurige Magistrale Madrid - Miranda del Ebro - San Sebastian - Irun - Hendaye links neben der Metro Donostialdea. Zu sehen in der Station Gaintxurizketa. Obwohl wir ab hier, abgesehen von den Tunnels, immer in Sichtweite zur Hauptbahn fahren, ist die Foto-Ausbeute mager. Weder beim Hin- noch beim Zurückfahren zeigt sich ein Zug. Einzig eine B-gekuppelte Verschublok eines Industriebetriebes hält gerade still, um sich von mir im Vorbeifahren fotografieren zu lassen:



    Der Endbahnhof in Hendaye ist alles andere als imposant: Ein Stumpfgleis, ein überdachter schmaler Bahnsteig, aus. Der eben angekommene Zug fährt sofort wieder zurück nach Lasarte-Oria:


    Auch von Außen ist der Endbahnhof in Hendaye, der sich keine 50 m vom Hauptbahnhof befindet, sehr bescheiden. Dafür ist dieser umso imposanter:



    Auf der Gleisseite hat der Bahnhof von Hendaye (zumindest um diese Tageszeit - es ist später Montag-Vormittag) wenig zu bieten. Im überdachten Teil, der zwei Gleise umfasst, dümpelt ein zweiteiliger Nahverkehrstriebwagen vor sich hin. Der Grenzverkehr nach Irun auf der Hauptstrecke ist sehr dünn und man macht auch gar kein Hehl daraus, dass dieser Verkehr kein Anliegen der Staatsbahnen ist, denn in der Bahnhofshalle wird unübersehbar darauf hingewiesen, dass man für die Fahrt über die Grenze nach Irun gefälligst die Metro Donostialdea nehmen solle. Auf den zum Fotografieren schwer zugänglichen Abstellgleisen sind mehrere TGV abgestellt:



    Nachdem sich am Bahnhof von Hendaye absolut nichts tut, beschließen wir zum Fluss Bidasoa zu marschieren, der die Grenze zwischen Frankreich und Spanien bildet, um mit der Fähre ins spanische Hondarribia, einem vom Stadtbild her schönen Fischerstädtchen mit teilweise erhaltener Stadtmauer zu fahren. Auf dem Foto unten sieht man die erhöht gelegene Stadtpfarrkirche und es schaut gar nicht so weit aus. Aber wir sollten uns noch wundern. Erstens ist der der Grenzbahnhof Hendaye dank großzügiger Güterumschlaganlagen (Spurwechsel!) größer als vermutet, zweitens bildet der Bidasoa eine große, weitgehend verlandete Bucht, die als Natureservat geschützt ist und zu guter Letzt liegt am spanischen Flussufer auch noch der Flughafen Hondarribia/San Sebastian zwischem Fluss und Stadt. Das Foto hinüber Richtung Hondarribia zeigt die Weitläufigkeit der Gleisanlagen:


    In der Zugförderung dösen ein paar E-Loks in der Mittagssonne:


    Schließlich kommen, als wir im Begriff sind, am Nordkopf des Bahnhofes die Gleisanlagen zu überqueren, der Nahverkehrszug, den wir schon vom Bahnhof kennen und ein TGV vorbei:



    Ein Blick auf die weitläufige Anlage des Güterbahnhofes in Hendaye. Auch ein Dreischienengleis gibt es, das im Hintergrund in ein Breitspurgleis übergeht, auf dem (leider schwer erkennbar) eine RENFE-Verschublok der Reihe 311 steht:


    Zurück in Irun mit dem Bus aus Hondarribia. In der Umsteigstation Irun-Colón haben wir den Zug nach Donostia/San Sebastian um 16:37 gerade um eine Minute verpasst, sodass uns fast eine halbe Stunde Zeit bleibt, uns ein wenig umzuschauen. Zuerst mache ich ein Foto von der Bahntrasse durch Iruns Häuserschlucht:


    Ich versuche, von der nahegelegenen Brücke über die Hauptbahngleise ein paar brauchbare Fotos vom direkt an der Grenze gelegenen Güterbahnhof zu ergattern, aber ich werde auf eine harte Probe gestellt. Im Hintergrund wartet eine spanische E-Lok mit einem Ganzzug auf die Abfahrt, rührt sich aber nicht vom Fleck:


    Schließlich erbarmen sich aber doch noch die solo fahrende 311 138 und die ziemlich herbeigezoomte 460 090 mit ihrem Containerwagen-Verschubteil meiner und lassen mich doch nicht ganz leer ausgehen:



    Am Bahnsteig der Station Irun-Colón Richtung Donostia/San Sebastian auf die eingleisige Stadtdurchfahrt blickend. Das Ek-Überwachungssignal zeigt an, das die Lichtsignalanlage für den am Bahnsteigende befindlichen Fußgängerübergang noch nicht aktiviert ist (roter senkrechter Balken):


    Pnktlich um 17:07 biegt der Zug nach Lasarte-Oria um die Ecke, um uns nach Donostia-Anoeta zu bringen. Warum gerade dorthin? Nun, gleich neben der Station befindet sich das Stadion des Primera Division-Fußballclubs Real Sociedad (aktuell 13. von 20 Vereinen) mit Fan-Shop, wo sich der Herr Sohn (auf Kosten der Eltern) mit Fan-Artikeln eindecken will.... Macht nix, ein schöner Tag mit der Metro Donostialdea, genannt "El Topo" geht zu Ende:


    Demnächst geht es weiter mit einem Besuch des RENFE-Bahnhofes del Norte in Donostia/San Sebastian.


    PS.: Wer etwas (zumindest bildlich) über die neuen CAF-Triebwagen der Metro Donostialdea erfahren will, hier bitte.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Am Dienstag, dem 30. 10. 2012 stattete ich, während meine Frau ihr Einkäufe erledigte, dem RENFE-Bahnhof del Norte einen Besuch ab. Der Bahnhof hat für eine Stadt mit ca. 180.000 EW (entspricht etwa Linz/D.) eher bescheidene Ausmaße. Es gibt nur fünf Bahnsteiggleise, von denen aber nur zwei (1 und 2) regelmäßig und eines sporadisch (6) genützt werden. Auch die Güterzüge fahren auf den beiden meistgenutzten Bahnsteiggleisen durch. Die Bahnsteiggleise 1 - 3 sind überdacht. Die Bahnsteige sind durch Bahnsteigsperren gegen unbefugten Zutritt abgeriegelt. Zugzielanzeigen an den Bahnsteigen gibt es nicht, auch keine Monitore. Monitore gibt es nur im Zugangsbereich zu den Bahnsteigsperren sowie einen (in der Größe eines PC-Bildschirmes) in der Bahnhofshalle. Bahnhofsrestaurant gibt es nicht, dafür aber ein Cafe im Nebengebäude. Als Vorteil für mich als Fotografen erwies sich der über die Gleise führende Fußgängersteg:



    Ich betrat den Fußgängersteg um ca. 16:00 Uhr und das war keine Sekunde zu früh, denn zeitgleich fuhren zwei IC ein, der eine auf Gleis 1 mit dem Ziel Irun und der andere auf Gleis 2 nach Madrid. Die beiden Züge bestanden aus einer fünfteilgen Garnitur der Reihe 449 (Foto), gebaut ab 2008 in 57 Exemplaren von CAF und hauptsächlich im Regionalverkehr (Media Distancia) im Einsatz:



    Der Richtung Madrid fahrende IC fährt aus dem Bahnhof del Norte aus und nimmt die 86 km lange baskische Gebirgslinie mit 33 Tunnel (darunter den knapp 3 km langen Tunnel Oazurza und den knapp 1,2 km langen Scheiteltunnel Otzaurte mit einer Seehöhe von 611 m) nach Alsasua in Angriff. Von dort geht es über Vitoria-Gasteiz, der Hauptstadt des Baskenlandes nach Miranda de Ebro, von wo es noch 460 km bis Madrid sind:


    Kaum zehn Minuten später kommt der nächste Fernzug nach Madrid, diesmal in Form eines vierteiligen "Alvia"-Hochgeschwindigkeitstriebwagens der Reihe 120.



    Um ca. 16:15 Uhr verabschiedet sich der Alvia Richtung Madrid. Das Gebäude linker Hand ist die stillgelegte Tabaktrafik. Das Gebäude wurde zu einem Kulturzentrum mit Kino, Galerien etc. umfunktioniert:




    Der Lokalverkehr zwischen Irun (ca. 20 km Richtung Osten) und Zumárraga (ca. 55 km Richtung Südwesten) wird durch die Nahverkehrstriebwagen der Reihe 447, die wir auch in Bilbao angetroffen haben, besorgt. Es wird im Halbstundentakt gefahren. Hier der Tw 298 bei seinem kurzen Zwischenhalt auf dem Weg nach Zumárraga und ein Blick auf seinen "Dachgarten" bei der Ausfahrt:




    Um 16:39 Uhr kommt noch ein vierteiliger Alvia-triebwagen der Reihe 120 in den Bahnhof. Er ist auf dem Weg von Irun über Alsasua und Pamplona nach Barcelona:


    Der Alvia-Tw entschwindet Richtung Südwesten und damit ist mit dem Fernverkehr für die nächsten Stunden vorbei. Erst für die Zeit nach 20:00 Uhr sind wieder zwei Fernzüge avisiert, darunter ein IC nach Irun und ein internationaler Zug aus Lissabon, ebenfalls mit dem Ziel Irun. Man sieht, obwohl an einer internationalen Magistrale gelegen, verwöhnt mit besonders interessanten Zügen wird man in San Sebastian nicht:


    Nachdem keine weiteren Fernzüge in Sicht sind und sich bisher auch keine Güterzüge gezeigt haben, entschließe ich mich, meinen Standort zu verlassen, um meine Frau bei ihren Einkäufen "zu unterstützen". Zum Glück werfe ich aber noch einmal einen Blick auf die Bahnsteige und siehe da, ein Güterzug schleicht mit max. 15 km/h in den Bahnhof und verschafft sich mit seinem Makrofon sehr lautstark Aufmerksamkeit von den Personen am Bahnsteig. Wie ich später noch feststellen werde, scheint das in Spanien Usus zu sein. Nur: Das Abbremsen auf 15 km/h mit folgender Schleichfahrt durch den ganzen Bahnhof ist sowohl betriebstechnisch als auch energiewirtschaftlich nicht gerade das Gelbe vom Ei. Zu sehen ist ein Pärchen der Reihe 289 (Baujahr 1969 - 72 in 40 Exemplaren), von denen nur mehr die Maschinen der Unterserie 289.1xx im Tandembetrieb im Güterzugdienst im Einsatz stehen. Die führende 289.107 und ihre Schwestermaschine haben von ihrem Erscheinungsbild her auch schon einmal bessere Tage gesehen:


    Praktisch im Blockabstand kommt ein weiterer Nahverkehrstriebwagen aus Irun nach Zumárraga in den Bahnhof und wenige Minuten später verlässt der Tw 299M den Bahnhof mit seinem Ziel Irun:



    Der Güterzug von vorhin hat meine Hoffnung auf eine weitere Güterzugausbeute genährt und ich sollte nicht enttäuscht werden. Bald darauf erscheint aus Richtung Zumárraga ein weiteres, schon etwas räudiges 289-Pärchen mit einem gemischten Güterzug und verschafft sich, langsam den Bahnsteig 1 entlang rollend, mit seinem Makrofon Gehör:


    Gleich darauf der nächste Güterzug, diesmal ein Ganzzug aus Richtung Irun. Von der Zeitlage her müsste es der Zug sein, von dem ich am Vortag in Irun vergeblich gehofft hatte, dass er sich bewegen möge. Obwohl der Zug nur langsam durch den Bahnhof rollt, schaffe ich es nicht, angesichts der üppigen Graffiti-Verzierung die Loknummer zu erhaschen. Jedenfalls handelt es sich um eine Lok der Reihe 251 (gebaut 1982 - 84 von Mitsubishi und CAF in 30 Exemplaren - Foto:(


    Zum Abschluss noch einmal jene Triebwagen-Reihe, die ich auf Breitspurgleisen am weitaus öftesten zu Gesicht bekommen habe: Tw 291M der Reihe 447 auf dem Weg von Irun nach Zumárraga bei seinem Zwischenstopp in San Sebastian:


    Es ist 18:45 Uhr, die Sonne hat sich verabschiedet und es ist daher an der Zeit zu gehen. Sonnenuntergang über Donostia/San Sebastian und seinem Bahnhof del Norte, der weder von der Bahnseite noch von der Straßenseite so gar nichts großstädtisches an sich hat:



    Auf dem Weg zum Treffpunkt schaue ich noch schnell bei jenem Kino vorbei, in dem gerade die bekannten Filmfestspiele von San Sebastian mit dem Thema Horrorfilm stattfinden. Leider ließ sich keiner der Filmstars blicken: :D


    Schön wars und ich hoffe, mein kurzer Ausflug ins Baskenland hat Euer Interesse gefunden.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor