[Fernost] China baut in Laos erste Bahnstrecke

  • 76 Tunnel und 150 Brücken

    China verfügt über das weltweit längste Schienennetz für Hochgeschwindigkeitszüge - und treibt den Ausbau weiter voran. Haltgemacht wird dabei auch nicht vor der Grenze der Nachbarländer. Bis 2018 soll eine 421 Kilometer lange Eisenbahnstrecke quer durch das benachbarte Laos entstehen - und damit in Zukunft eine Schnellverbindung zwischen Peking und der thailändischen Hauptstadt Bangkok ermöglichen.

    Laos, eines der ärmsten Länder weltweit, verfügt derzeit, abgesehen von einer kurzen Strecke an der Grenze zu Thailand, über keinerlei Eisenbahninfrastruktur. Wie die „New York Times“ („NYT“) berichtete, sollen künftig Personenzüge von Kunming in China bis zur laotischen Hauptstadt Vientiane maximal 200 km/h fahren, Frachtzüge 120 km/h. Schnellere Geschwindigkeiten lässt das unwegsame Gelände nicht zu.


    Durch die Bahnstrecke erhofft sich China leichteren Zugang zu Rohstoffen. Grafik: APA/ORF

    Das Projekt, dessen Grundsteinlegung schon seit Anfang letzten Jahres immer wieder verschoben wurde, klingt höchst ambitioniert: In nur fünf Jahren Bauzeit sollen 76 Tunnel und 150 Brücken entstehen und so die Strecke (auf der Straße fast 700 Kilometer lang) für den Zug künftig extrem verkürzen. Bauen soll ein chinesisches Unternehmen, rund 20.000 Gastarbeiter werden dafür nach Laos geholt.

    Beschwerlicher Weg auf der Straße

    Für das Verkehrsnetz des Landes wäre die Bahnstrecke ein Segen: Wer sich derzeit per Bus auf den Weg von Vientiane in den Norden aufmacht, muss viele Stunden auf serpentinenreichen und nur rudimentär befestigten Straßen - großteils Erbe der französischen Kolonialherrschaft - auf sich nehmen.

    Doch ob der Zug dem Land auch einen bitter benötigten Wirtschaftsaufschwung bringen kann, ist fraglich. Finanziert werden soll die Strecke durch ein Sieben-Milliarden-Dollar-Darlehen von der staatlichen Import-Export-Bank Chinas an Laos. Eigentümer der Strecke soll somit Laos sein, das sich durch die Kredite jedoch noch stärker in die Abhängigkeit des großen Nachbarn begibt.

    Riskanter Deal für Laos?

    Experten befürchten, dass die laotische Regierung damit einem riskanten Deal zugestimmt hat. Die Summe könnte, so die Einschätzung eines Gutachters des UNO-Entwicklungsprogramms UNDP, die makroökonomische Stabilität des Landes ins Wanken bringen. Kein Wunder, liegt doch das Bruttoinlandsprodukt des Landes mit knapp acht Milliarden Dollar nur unwesentlich über der in den Bahnbau zu investierenden Summe.

    China erwartet sich als Gegenzug für die Finanzierung günstigen Zugang zu den laotischen Rohstoffen von Bauxit bis zu seltenen Erden, aber auch Holz, Kautschuk, Obst und Gemüse. Neben dem Abbau von Kupfer und Gold entstehen derzeit zehn neue Minen, in denen hauptsächlich Kali, aber auch Eisenerz, Zink und Blei gefördert werden sollen. Gut sieben Millionen Tonnen Mineralien könnten jährlich gewonnen werden, schreibt das „Wall Street Journal“.
    Bahn in LaosAPA/EPA/Luong Thai LinhAuf Schienen kann man sich in Laos derzeit nur rund vier Kilometer weit bewegen - von der thailändischen Grenze über die Freundschaftsbrücke nach Thanaleng, rund 20 Kilometer südlich der Hauptstadt Vientiane.

    Politische Interessen in Südostasien

    Doch nicht nur wirtschaftlich, sondern auch politisch spielt die Verbindung mit Laos eine Rolle für China. Während sich Burma mit der Öffnung zum Westen von der kommunistischen Großmacht stückchenweise abwendet, intensiviert China die Zusammenarbeit mit anderen asiatischen Ländern wie Vietnam und Kambodscha. Interessant sind dabei nicht nur Rohstoffe, sondern auch billige Arbeitskräfte, die China zu einem rasanten Wachstum verhelfen.

    Umweltschützer und Menschenrechtler betrachten das chinesische Engagement mit gewisser Sorge: Mindestarbeitsstandards und Umweltschutz spielen eine geringe Rolle bei dem rasanten Bauvorhaben. In Laos selbst, wo die Laotische Revolutionäre Volkspartei (LRVP) seit 1975 als einzige Partei des Landes an der Macht ist, wird Kritik strikt unterbunden. So dringen auch nur selten Gerüchte nach außen, denen zufolge Bauern gezwungen werden, ihr Land weit unter Wert zu verkaufen, um den Bahnbau zu ermöglichen.

    Wann der Spatenstich für das Bauprojekt erfolgt, ist noch unklar, bisher wurde der Beginn der Arbeiten mehrfach verschoben. Diplomaten zufolge, so die „NYT“, sei der Weg mit der Einigung auf das Darlehen geebnet: „China bekommt seinen Willen.

    Quelle: ORF

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Zitat

    Wann der Spatenstich für das Bauprojekt erfolgt, ist noch unklar.....


    Nun denn, der Spatenstich ist erfolgt:

    Spatenstichfeier für den Bau der Bahnlinie durch Laos

    4. Dezember 2015

    Am 2. Dezember 2015 erfolgte in der laotischen Hauptstadt Vientiane im Rahmen einer Spatenstichfeier der offizielle Startschuss für den Bau der von der chinesischen Grenze in Nord-Süd-Richtung durch Laos führenden Normalspurstrecke nach Nong Khai an der thailändischen Grenze. Der laotische Präsident Choummaly Sayasone erklärte dazu, dass mit einer Bauzeit von etwa fünf Jahren zu rechnen sei.
    Auf Grund der schwierigen Streckenführung durch gebirgiges Terrain sind 76 Tunnel mit einer Gesamtlänge von 195 km und 154 Brücken mit 65 km Länge erforderlich. Für den Personenverkehr werden in den Ballungsräumen insgesamt fünf Personenbahnhöfe zur Verfügung stehen. Für den Güterverkehr wird es insgesamt 31 Kreuzungsbahnhöfe und Güterterminals geben.
    Die im Vorposting genannte Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h für Reisezüge wurde nach unten korrigiert. Die Reisezüge werden mit maximal 160 km/h unterwegs sein, die v/max für Güterzüge bleibt bei 120 km/h.

    Quelle: http://www.railwaygazette.com/news/infrastru…nstruction.html

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • 28. Dezember 2016

    Am 25. Dezember fand in der im Norden von Laos gelegenen Stadt Luang Prabang die Spatenstichfeier zum Bau der 414 km langen ersten echten Bahnstrecke von der chinesischen Grenze bis zur laotischen Hauptstadt Vientiane statt.

    Gebaut wird die neue Normalspur-Strecke ab der Stadt Mohan an der chinesisch-laotischen Grenze über Boten, die Provinzhauptstadt Luang Prabang und Vang Vieng zur am Mekong an der Grenze zu Thailand gelegenen Hauptstadt Vientiane und von dort noch ca. 8 km weiter nach Nong Khai gebaut, wo sich der Endpunkt der 5 km langen meterspurigen Stichstrecke Thanaleng - Nong Khai mit der sogenannten Freundschaftsbrücke über den Mekong befindet. Diese Strecke wird von der thailändischen Staatseisenbahn betrieben und wurde 2009 eröffnet.

    Die Eisenbahn nach Laos ist die erste Bahnstrecke, die die Chinesen in ein Nachbarland bauen. Die eingleisige, elektrifizierte Strecke für den Personen- und Güterverkehr wird nach chinesischem Standard gebaut und ist für 160 km/h im Personen- und 120 km/h im Güterverkehr ausgelegt. Auf Grund des gebirgigen Terrains werden ca. 259 km der Strecke in Tunnels bzw. über Brücken verlaufen. Die Kosten werden auf 37,4 Mrd. Yuan (ca. 5,1 Mrd. EUR) und die Bauzeit auf 5 Jahre geschätzt.

    http://www.railwaygazette.com/news/infrastru…os-railway.html

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Mittwoch, 19 August 2020 07:05
    China: Tunneldurchbruch auf der neuen Kunming-Vientiane-Eisenbahn erfolgreich verlaufen

    Wie die chinesische Eisenbahnbaugesellschaft China Railway Engineering Group Ltd. (CREC) jetzt berichtete, ist der 14,5 km lange Duoji-Tunnel der neuen Kunming-Vientiane-Eisenbahn, die demnächst China mit Laos verbinden soll, jetzt trotz geologischer Schwierigkeiten erfolgreich durchgebohrt worden.

    Weiterlesen auf https://www.lok-report.de/news/uebersee/…-verlaufen.html

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • „Ein Traum wird wahr“ – mit diesen Worten hat der Präsident von Laos heute die erste Eisenbahnstrecke des Landes offiziell eröffnet.
    Nun beginne eine „neue Ära der modernen Infrastrukturentwicklung“, sagte Präsident Thongloun Sisoulith. Die 414 Kilometer lange Strecke verbindet die laotische Hauptstadt Vientiane mit der chinesischen Stadt Kunming. Gebaut wurde die Bahnstrecke von China.
    Der Bau dauerte fünf Jahre, er kostete offiziellen Angaben zufolge umgerechnet rund 5,3 Milliarden Euro. Es gibt Pläne, die Strecke weiter auszubauen, sodass sie durch Thailand und Malaysia bis Singapur führen könnte. Die Schienen in Laos sind Teil von Chinas riesigem Infrastrukturprojekt „Neue Seidenstraße“, mit dem die Volksrepublik ihren globalen Einfluss stärken will."

    mehr dazu ORF

  • Gut, erste Eisenbahnstrecke stimmt nicht ganz, da gibt es seine ca. 4km(!) lange Strecke Nong Khai – Thanaleng. Und es gab einmal eine ca. 7km lange Schmalspurbahn. Jedoch ist zu erkennen, dass China wieder in einem Land einmarschiert ist. Die Chinesen wissen genau, was sie tun. Laos muss natürlich die Kosten der Bahn abstottern, aber das Land weiß nicht so recht, wie. Solange die Raten bezahlt werden, ist alles gut, wenn nicht....?

  • Aha. Wo genau und warum sollten die Chinesen denn bei uns Bahnen bauen? Die Chinesen bauen Bahnen nur dort, wo sie sich etwas erwarten. Das Hauptmotiv der chinesischen Unternehmen, die sich in Österreich einkaufen, liegt in der Aneignung von spezifischem Know-how und fortgeschrittenen Technologien. Ein weiteres wesentliches Motiv ist die Schaffung von Brückenköpfen in einer strategisch günstigen Lage, um von diesen weiter Richtung Westmärkte zu expandieren, sich weiter zu diversifizieren und Distributionskanäle zu erschließen. Als Beispiel im Eisenbahnbereich sei die Übernahme von Vossloh genannt. Damit können die Chinesen Züge in Europa anbieten und bauen.