Generalsanierung des Bahnhofes Schwertberg

  • Der Bahnhof Schwertberg an der Donauuferbahn St. Valentin - Krems/D. (Fahrplanbild 133), dessen Gleisanlagen einschließlich der Aistbrücke beim Augusthochwasser 2002 weitgehend zerstört worden waren und der seither nur provisorisch in Betrieb war, wird derzeit generalsaniert.

    Das Provisorium war insoferene ein Betriebshindernis, als nur zwei anstatt früher drei Hauptgleise zur Verfügung standen und die Sicherungsanlage auch nur eingeschränkt benützt werden konnte. Der Bahnhof Schwertberg hat neben seiner Bedeutung für den PV vor allem für den Güterverkehr dadurch besondere Relevanz, dass zwei wichtige Anschlußbahnen bedient werden müssen. Die eine ist die Anschlußbahn zur KAMIG (KAolin-Montan-Industrie-Gesellschaft) zwischen Schwertberg und Aisthofen und die noch bedeutendere ist die Anschlußbahn zur Hödlmayr Autotransportlogistik zwischen Mauthausen und Schwertberg, wo fabrikneue Autos entladen werden. Diese Anschlußbahn wird zweimal werktäglich von St. Valentin aus bedient.

    Da der Bf. Schwertberg auch als Kreuzungsbf. für den PV herhalten muß, konnten in Schwertberg keine Güterwaggons abgestellt werden, was die Betriebsabwicklung sehr behinderte und es mußte auf die Nachbarbahnhöfe Mauthausen und Perg ausgewichen werden. Zur Zuckerrübensaison wurde die Situation noch prekärer, da zwischen Perg und Aisthofen eine weitere Anschlußbahn zu einem Rübenplatz abzweigt und die Bedienung des Rübenplatzes zusätzliche Anforderungen an die logistische Abwicklung des Güterverkehrs stellte.

    Nunmehr soll die ursprüngliche Situation (ohne Ladegleis im Bf. Schwertberg) wiederhergestellt werden, damit sich die Betriebsabläufe wieder normalisieren können. Derzeit ist bis voraussichtlich Mitte Juni nur ein (provisorisches) Gleis vorhanden, der Unterbau für die künftigen Gleisanlagen befindet sich gerade in Arbeit.

    Bild 1 zeigt den Ostkopf des Bahnhofes mit dem REX 6199 (Linz Hbf. - Grein-Bad Kreuzen) mit 2016 070 und drei Schlieren, Bild 2 den Westkopf mit zwei verwaisten Ausfahrsignalen und der neuen Aistbrücke im Hintergrund.

    LG
    dr. bahnsinn

  • [quote author=Viribus Unitis link=topic=2730.msg25183#msg25183 date=1180536107]
    Nun, ich denke, es wurde allerhöchste Zeit, diesen Bahnhof wieder in jenen Zustand zu versetzen, in welchem er seine betrieblichen Aufgaben wieder vollständig wahrnehmen kann, ohne eine Betriebsbehinderung darzustellen.
    [/quote]

    Das mögen Eisenbahnenthusiasten und -befürworter so sehen, für die Verantwortlichen in den Direktionsetagen gehen die Uhren ein bisschen anders. Für die ist die Donauuferbahn nachwievor jene Nebenbahn, als die sie 1898 (Mauthausen - Grein-Bad Kreuzen) bzw. 1909 (Grein - Krems/D) eröffnet worden ist. Dementsprechend ist auch ihr Ausbau- bzw. Erhaltungszustand und die Zukunft des Wachauabschnittes ist auf Grund des desolaten Zustandes des Oberbaues nachwievor ungewiss. Die Fahrt auf der Donauuferbahn stellt eine Zeitreise in ein vergangenes Eisenbahnzeitalter dar, nur mit dem Unterschied, dass die Bahnhöfe Verkehrsstellen ohne Personal sind. Ansonsten: nicht signalisierter Zugleitbetrieb mit Rückfallweichen (in einer Lokalzeitung einmal als "Überfallweichen" bezeichnet) mit v/max. 40 km/h und Weichenüberwachungssignalen zwischen Perg und Krems. Da helfen kleine Verbesserungen wie die Ennsdorfer Schleife auch nicht viel. Dazu kommt eine v/max. von 60 km/h (auf ein paar kurzen Abschnitten sind 80 km/h erlaubt) und zahlreiche ungesicherte Bahnübergänge. Laut einer Presseaussendung der ÖBB im Jahr 1999 sollten die Bahnhöfe Mauthausen, Schwertberg und Perg seit 2003 signalmäßig ferngesteuert sein, doch der Bf. Perg besitzt nachwievor nur Einfahrsignale ohne Vorsignale und von einer Fernsteuerung kann keine Rede sein. Das ist die traurige Realität und gäbe es nicht potente Güterkunden wie die Fa. Hödlmayr und das Verkehrskonzept des Landes OÖ. für den Bezirk Perg mit der damit verbundenen finanziellen Förderung, wer weiß, wie es mit der Zukunft der Donauuferbahn im oö. Abschnitt ausschauen würde. Der nö. Abschnitt ist zwischen Sarmingstein und Emmersdorf mit Ausnahme der EZ ohnehin schon den Bach hinuntergegangen.

    LG
    dr. bahnsinn

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Aktueller Stand bei der Generalsanierung des Bahnhofes Schwertberg:

    Die Gleisbauarbeiten sind abgeschlossen, die Bahnsteige noch ein Provisorium. Südlich der Gleisanlagen befindet sich ein großer Pendlerparkplatz, der bereits fertig ist. Der Zugang erfolgt durch eine Straßenunterführung, die den Pendlern einen ordentlichen Umweg abverlangt. Die Außenanlagen rund um den Bahnhof sind noch große Baustelle. Seit gestern, Mittwoch, 20. 6., sind die neuen Gleisanlagen voll benützbar und die Sicherungsanlagen in Betrieb. Auf Verschubsignale wurde verzichtet, ebenso auf einen Signalnachahmer für das am Aufnahmegebäude vorbeiführende Gleis für das Ausfahrsignal am Ostkopf, das vom Bahnsteigende aus nicht einsehbar ist. Es fahren hier an Werktagen zwar mehr Züge als auf so mancher Hauptbahn (z.B. FJB im oberen Abschnitt), aber so Extravaganzen wie Vorsignale oder Signalnachahmer sind auf einer Nebenbahn wie der Donauuferbahn offenbar nicht drinnen.
    Bild 1 zeigt den Westteil des Bahnhofes mit den neuen Gleisanlagen und den provisorischen Bahnsteig
    Bild 2 zeigt den Ostteil. Das oben angesprochene Ausfahrsignal für das linke Gleis steht hinter der Kurve und ist vom Bahnsteigende aus nicht zu sehen.
    Die Aufnahmen stammen vom 19. 6. 2007

    LG
    dr. bahnsinn

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • [quote author=dr. bahnsinn link=topic=2730.msg28705#msg28705 date=1182412648]
    ... Auf Verschubsignale wurde verzichtet, ebenso auf einen Signalnachahmer für das am Aufnahmegebäude vorbeiführende Gleis für das Ausfahrsignal am Ostkopf, das vom Bahnsteigende aus nicht einsehbar ist. Es fahren hier an Werktagen zwar mehr Züge als auf so mancher Hauptbahn (z.B. FJB im oberen Abschnitt), aber so Extravaganzen wie Vorsignale oder Signalnachahmer sind auf einer Nebenbahn wie der Donauuferbahn offenbar nicht drinnen.
    [/quote] Dafür steht am Bahnhof Bad Vöslau seit seinem Umbau ein gutes Dutzend von Verschubsignalen, die wohl seit ihrer Errichtung vor etwa 10 Jahren nichts Anderes als das Signal "Verschubverbot" anzeigen! ;)

  • Vielen Dank für Deinen topaktuellen Bericht, lieber dr. bahnsinn!

    Betreffend der aufgeworfenen Fragen finde ich es auch höchst bemerkenswert, dass der Bahnhof nicht einmal Einfahrvorsignale besitzt. Sind Ausfahrvorsignale vorhanden, oder fehlen diese ebenso? Wegen der fehlenden Signalnachahmer wird man eben wieder auf ein Ereignis wie in Gramatneusiedl (dort wurden diese übrigens mittlerweile nachgerüstet) warten müssen, ehe die Notwendigkeit erkannt wird. Bei einem derartigen Generalumbau wird leider oft bei den Portokosten gespart. Verschubsignale sind m.E. nicht erforderlich, da ich annehme, dass die Weichen zur örtlichen Bedienung freigegeben werden können.

  • [quote author=Prellbock link=topic=2730.msg28727#msg28727 date=1182420729]
    Vielen Dank für Deinen topaktuellen Bericht, lieber dr. bahnsinn!

    Betreffend der aufgeworfenen Fragen finde ich es auch höchst bemerkenswert, dass der Bahnhof nicht einmal Einfahrvorsignale besitzt. Sind Ausfahrvorsignale vorhanden, oder fehlen diese ebenso? Wegen der fehlenden Signalnachahmer wird man eben wieder auf ein Ereignis wie in Gramatneusiedl (dort wurden diese übrigens mittlerweile nachgerüstet) warten müssen, ehe die Notwendigkeit erkannt wird. Bei einem derartigen Generalumbau wird leider oft bei den Portokosten gespart. Verschubsignale sind m.E. nicht erforderlich, da ich annehme, dass die Weichen zur örtlichen Bedienung freigegeben werden können.
    [/quote]

    Hallo, Prellbock!

    Das mit den Verschubsignalen halte ich auch nicht für so wichtig, aber der Bf. Schwertberg spielt auf Grund der benachbarten Anschlußgleise (vor allem die Fa. Hödlmayr, die 2x werktäglich mit Neuwagen bedient wird), eine gewisse Rolle. Auf der Donauuferbahn (mit Ausnahme des Abschnittes St. Valentin - Mauthausen, der Hauptbahn ist),stellt sich die Situation derzeit so dar:
    Schwertberg: aus Richtung Mauthausen nur ES, im Bahnhof je drei AS, aus Richtung Perg ES mit VS auf Grund der Kurve im Einschnitt.
    Perg: ES ohne VS auf beiden Seiten.
    Grein-Bad Kreuzen: ES ohne VS auf beiden Seiten, je drei AS.
    Spitz/D.: ES ohne VS auf beiden Seiten.

    Ansonsten gibt es nur noch Kreuzungsbahnhöfe mit Rückfallweichen und Weichenüberwachungssignalen.

    LG
    dr. bahnsinn

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Ich hätte aber jetzt eine Frage:
    Handelt es sich bei diesen Signalen; jedenfalls in Grein Bad Kreuzen und in Spitz nicht ohnehin "nur" um "Erinnerungsignale" für den Zugleitbetrieb?

  • [quote author=99 222 link=topic=2730.msg28762#msg28762 date=1182425720]
    Ich hätte aber jetzt eine Frage:
    Handelt es sich bei diesen Signalen; jedenfalls in Grein Bad Kreuzen und in Spitz nicht ohnehin "nur" um "Erinnerungsignale" für den Zugleitbetrieb?
    [/quote]

    Meiner Meinung nach nicht, denn die ES in Grein-Bad Kreuzen und Spitz gab es bereits vor dem Zugleitbetrieb, der im Jahr 1983 in Betrieb ging. Bis dahin gab es darüber hinaus im Bf. Persenbeug Form-ES mit VS sowie ein Gruppen-AS in Ri. St. Valentin. In Weins-Isperdorf gab es ein Gruppen-AS in Ri. Krems. Die Signale in Persenbeug und Weins-Isperdorf wurden nach Einführung des Zugleitbetriebes abgebaut. Weins-Isperdorf bekam Rückfallweichen mit Wüs (Weichenüberwachungssignal). Persenbeug hat derzeit gar keine Sicherungsanlage und die Weichen sind ortsbedient.

    LG
    dr. bahnsinn

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Zitat


    ... Auf der Donauuferbahn (mit Ausnahme des Abschnittes St. Valentin - Mauthausen, der Hauptbahn ist),stellt sich die Situation derzeit so dar ...

    Die DUB hat offensichtlich leider nach wie vor damit zu kämpfen, dass sie die erste Strecke war, auf der ein Zugleitbetrieb eingeführt wurde. Allerdings finde ich es nachgerade erschütternd, dass selbst bei teilweisen Erneuerungen, wie sie eben in Schwertberg passiert, die gemachten Erfahrungen und der heutigen Stand der Technik nicht einfließt.

    St. Valentin - Mauthausen war ja auch nie Bestandteil der DUB, sondern viel mehr ein Teilabschnitt der Summerauer Bahn.

  • Auf der Gutensteiner Bahn wurden aber auch einzelne Lichtsignale aufgestellt. Dort funktioniert der Zugleitbetrieb mittels Funk, trotzdem stehen dort einige Signale, die dem Tfzf die Fahrerlaubnis - oder deren Fehlen - in Erinnerung rufen sollen.
    Kann es nicht sein, dass die Signale auf der DUB demselben Zweck dienen?