Zug verliert Tür: Westbahnstrecke blockiert

  • Die Westbahnstrecke ist derzeit im Abschnitt Wien-St. Pölten blockiert. Laut ÖBB hatte ein Zug eine Tür verloren, ein nachkommender Zug hatte diese überfahren und konnte nicht mehr weiterfahren. Verletzt wurde niemand.


    Der Vorfall ereignete sich in einem Tunnel nahe dem Bahnhof Tullnerfeld. In dem Zug befanden sich ÖBB-Sprecher Christopher Seif zufolge etwa 300 Passagiere. Sie wurden mit Unterstützung der Feuerwehr in Sicherheit gebracht. Verletzt wurde niemand. Der ÖBB-Sprecher ging am Nachmittag davon aus, dass der Abschnitt Wien - St. Pölten mehrere Stunden lang gesperrt bleibt.
    Züge werden über alte Strecke umgeleitet


    Ein ICE der ÖBB hatte eine von einem russischen Zug verlorene Tür überfahren und war steckengeblieben, teilte Seif mit. Derzeit werden die Schäden an Zug und Infrastruktur untersucht. Weitere Züge müssen nun über die alte Westbahnstrecke umgeleitet werden, laut ÖBB ist mit einer Verspätung von bis zu 30 Minuten zu rechnen.


    Quelle: http://noe.orf.at/news/stories/2798648/

  • Zitat

    beim Russischen Zug handelt es sich um den Moskau - Nizza - Express, der Vollständigkeit halber.


    Drehscheibe-Online - User ÖBB SuperCity hat mich gebeten, dieses Foto vom russischen Waggon einzustellen, es entstand am Samstag in St. Pölten:


  • Danke für das Weiterleiten des Bildes.
    Gibt es eigentlich abseits dieser Strecke auch bekannte Fälle verlorener Türen? Ist ja nicht der einzige Tunnel der mit 200+km/h befahren wird.

  • Danke für das Weiterleiten des Bildes.
    Gibt es eigentlich abseits dieser Strecke auch bekannte Fälle verlorener Türen? Ist ja nicht der einzige Tunnel der mit 200+km/h befahren wird.


    Ich kenne einen lange zurückliegenden Fall, der allerdings nicht öffentlich wurde und die Gepäckabteil-Schiebetür eines 6030ers betraf.
    Auf dem Weg nach Floridsdorf kam unserem Zug auf Höhe der ehemaligen Haltestelle Strandbäder ein S-Bahnzug entgegen, bei dessen Steuerwagen die Schiebetür des Gepäckabteils fehlte. Ich wunderte mich noch darüber, dass man den Zug in Floridsdorf hatte abfahren lassen. Warum, war mir wenige Augenblicke klar, denn die Tür lag im Bereich der Einfahrweichen des Bahnhofes Floridsdorf zwischen den Gleisen. In Floridsdorf sah ich zufällig den Fahrdienstleiter und redete ihn an. Er wusste natürlich noch nichts von der verlorenen Tür, ging mit mir aber an das Bahnsteigende, von dem aus man die Tür liegen sah. Er veranlasste umgehend die Sperre der Strecke, um die Situation abzuklären und ich ging meiner Wege.


    Zitat aus ORF NÖ:

    Zitat

    Derzeit steht der Reisezug*) am Bahngelände in St. Pölten. Er darf aber weder gefilmt noch fotografiert werden: Der Zug gehört den Russischen Staatsbahnen und sie untersagen Filmaufnahmen, heißt es bei den ÖBB.


    Unnötige, aus der Sowjetära herübergerettete Geheimnistuerei.


    *) Korrekt: Reisezugwagen

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Der KURIER versucht nun, die Schuld an der verlorenen Tür den ÖBB in die Schuhe zu schieben. Ist aber auch kein Wunder, denn der KURIER hat die Informationen "aus gut informierter Quelle" bezogen. Wer diese Quelle ist, ist hierorts hinlänglich bekannt, ist doch der Autor des KURIER-Artikels User bei der Informationsquelle:


    Keine Kontrolle vor dem Zugunglück


    Wagentechnische Untersuchung der russischen Garnitur fehlte / Unfälle auf Schiene "stark steigend".


    27.09.2016, 06:00, Dominik Schreiber


    Wer etwa im Urlaub ein Mietauto übernimmt, wird zunächst eine Runde um das Fahrzeug machen, um dieses auf mögliche Beschädigungen zu überprüfen. Auch Flugkapitäne kontrollieren ihre Jets vor Abflug auf diese Weise. Schließlich ist es gefährlich, wenn Teile während des Fluges plötzlich herabfallen.*)


    Bei Zügen ist das offenbar anders.


    Die ÖBB übernahmen einen russischen Zug auf dem Weg von Nizza nach Moskau, ohne so eine "wagentechnische Untersuchung" durchzuführen.**) Prompt verlor der russische Nachtzug danach am Freitag eine Tür – die von einem deutschen ICE angefahren wurde. Und das ausgerechnet in einem Tunnel auf der Westbahn-Hochgeschwindigkeitsstrecke nahe der Ortschaft Rassing in Niederösterreich. Dass es dabei keine Verletzten gab, war wohl ein Glück. Denn der deutsche ICE ist zumindest mit einer Achse entgleist, wie der KURIER aus gut informierter Quelle erfuhr.


    Damit müsste es auch eine ausführliche Untersuchung des Verkehrsministeriums geben. Darüber hinausgehend handelt es sich bereits um den fünften Vorfall mit (mehr oder weniger) demolierten Türen auf der 2012 neu eröffneten Hochgeschwindigkeitsstrecke. Betroffen davon waren die verschiedensten Züge, von der privaten Westbahn über einen Intercity bis zum Railjet. Die Westbahn baute daraufhin ihre Türen um. Die ÖBB bekamen hingegen acht "dringende Sicherheitsempfehlungen" aus dem Verkehrsministerium zugestellt. Darin geht es unter anderem auch um die Versperrung und Kontrolle von Türen der Waggons.


    Bei dem aktuellen Fall des Türverlusts handelt es sich zwar um einen russischen Zug, durchgeführt wurde die Verbindung allerdings von den ÖBB – mit ihrem Personal.



    Grafik: KURIER


    "Die Zugverbindung (Moskau–Nizza, Anm.) wurde in Österreich von den ÖBB durchgeführt", werden auch im Büro von Verkehrsminister Jörg Leichtfried entsprechende KURIER-Recherchen bestätigt. Ein Vorverfahren wurde bereits eingeleitet. Darin könnte geklärt werden, ob die ÖBB tatsächlich eine derart wichtige Sicherheitsempfehlung des Ministeriums missachtet hat. Auch die Arbeiterkammer hatte bereits 2011 auf drohende Sicherheitsdefizite wegen mangelnder Wagenkontrolle aufmerksam gemacht (siehe dazu auch Bericht rechts).


    Dass es eine derartige Häufung von Vorfällen mit Türen (und laut Insidern auch mit verschiedenen anderen Bauteilen) ausgerechnet auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke gab, bei der das Höchsttempo 230 km/h erreicht wird, wurde bisher stets heruntergespielt. Ein Mal soll ein (unbekannter) Fahrgast eine Tür entriegelt haben, ein anderes Mal waren die schlechten Schließmechanismen der Westbahnzüge in der Verantwortung. Meistens handelte es sich – zufällig oder nicht – um die letzte Tür eines Zuges. Nun ist bereits der vierte Wagentyp betroffen. Sind das alles tatsächlich nur mehr Einzelfälle, die nichts miteinander zu tun haben als zufällig den fast identen Ort?


    Unfallzahlen steigen


    Ein Blick in die aktuelle Unfallstatistik auf der Schiene ergibt folgendes Bild: Im Vorjahr wurden 1183 Unfälle im Bahnverkehr registriert. Das entspricht einer Steigerung von mehr als 27 Prozent zum Vergleichszeitraum 2014. Laut Verkehrsministerium ist die Ursache für die "starke Steigerung" nur eine erhöhte Meldekultur der betroffenen Unternehmen.


    Kontrolle: Wagenuntersuchung stand schon öfters in der Kritik


    „Mehr wagentechnische Untersuchungen“, fordert der ÖBB-Betriebsrat. „Wir können froh sein, dass dieses Mal alles glimpflich ausgegangen ist“, heißt es bei der Gewerkschaft.


    Das sind keine Statements zum aktuellen Vorfall mit dem Nachtzug von vergangenen Freitag, sondern sie stammen von kurz nach Ostern. Am Ostermontag hatte eine Schnellbahngarnitur auf der Südbahn einen Kompressor verloren, auch damals entgleiste ein Zug. Mangelnde Kontrolle wurde in diesem Falls ebenfalls als eine der vermutlichen Ursachen ausgemacht.***)


    Schon 2011 warnte die Arbeiterkammer vor einer Aufweichung der Verordnungen, die dann tatsächlich so umgesetzt worden sind: Das „unternehmensinterne Wagenuntersuchungskonzept ist mit einem sicheren Zugbetrieb nicht vereinbar“, hieß es damals in einer Stellungnahme.


    *) Ja eh. Aber auch das oberflächliche Checken bei der Übernahme des Autos oder das rund-um-das-Flugzeug-Gehen des Piloten vor dem Start kann nicht verhindern, dass einem bereits nach 1 km Fahrt ein Stein in die Windschutzscheibe fliegt oder ein Triebwerk beim Start einen Vogelschlag erleidet. Auch das Herausreißen einer Waggontür auf Grund einmaliger, von der Norm abweichende Druckverhältnisse beim Begegnen zweier schnell fahrender Züge in der Tunnelkette Perschlingtal kann eine oberflächliche Kontrolle beim (kurzen) Grenzaufenthalt nicht verhindern. Was soll also diese Anschuldigung?


    **) So ein Schwachsinn. Siehe obige Anmerkung.


    ***) Auch eine Kunst, von der durch Unterdruck oder was auch immer herausgerissenen Waggontür zu einem auf Grund von Materialermüdung heruntergefallenen 4020-Kompressor eine Volte zu schlagen.....


    Quelle: KURIER

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Dass Kurier und Betriebsrat mal wieder scharf gegen die ÖBB schießen, gehört ja mittlerweile zum täglichen Brot. Dass jetzt der Kurier davon träumt, dass man an der Grenze jeden Wagen einer materialtechnischen Untersuchung unterzieht, zeigt einmal mehr, wie realitätsfern er ist. Ich trau mich auch wetten, dass der Redakteur nicht vor jedem Fahrtantritt seinen PKW vollständig kontrolliert.
    Dass ihm nicht ein Mal der Unterschied zwischen "vor Abflug" und "an der Grenze" auffällt ist auch kein Wunder.


    PS: Der Kurier beweist mir immer wieder eindrucksvoll, dass es kein Fehler war, ihn nicht mehr zu konsumieren.