[Kurier]: Der lange Weg nach Norden: Ausbau der FJB oder Autobahn?

  • Heute will der NÖ Landtag Beschlüsse zum Ausbau der FJB fassen:
    Landtag: Franz-Josefs-Bahn im Zentrum


    In der heutigen Landtagssitzung wird es unter anderem um die Franz-Josefs-Bahn gehen. In einer aktuellen Stunde will die ÖVP Pläne für einen 600 Millionen Euro schweren Ausbau vorlegen. In den Reihen der anderen Parteien fanden sie vorab teilweise Zustimmung.


    Online seit heute, 5.22 Uhr


    Die Pläne, die die ÖVP in der Landtagssitzung am Donnerstag vorstellen will, sehen Investitionen von 370 Millionen Euro in die Franz-Josefs-Bahn und weitere 230 Millionen Euro für deren Einbindung in die neue Westbahnstrecke vor. Laut ÖVP-Klubobmann Klaus Schneeberger sollen Fahrgäste der Franz-Josefs-Bahn künftig ohne umzusteigen zum Wiener Hauptbahnhof und zum Flughafen in Schwechat (Bezirk Bruck an der Leitha) kommen, zudem "wird sich die Fahrzeit Gmünd-Wien um zehn Minuten reduzieren.“
    Im Detail sehen die Planungen etwa eine Geschwindigkeitsanhebung von 140 km/h auf 160 km/h, Streckenadaptierungen in Bahnhofsbereichen sowie die Direktanbindung der Bezirkshauptstadt Horn und der Kamptalbahn an die Franz-Josefs-Bahn vor.


    SPÖ und NEOS unterstützen einen Ausbau
    Die SPÖ kündigte bereits im Vorfeld ihre Unterstützung für die Pläne an. Klubobmann Reinhard Hundsmüller zufolge will die SPÖ aber einen eigenen Antrag dazu einbringen, „da wir denken, dass die Franz-Josefs-Bahn in jedem Fall zweigleisig ausgebaut werden sollte.“ Davon würde dann nicht nur der Personenverkehr profitieren, sondern auch der Güterverkehr, so Hundsmüller.


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    Nebenbei: Weiß einer der Insider, von welcher Bahnstrecke das Bild stammt, das der ORF als Sujet für die FJB verwendet hat?

    Ich kenne diese Strecke leider nicht. FJB kann es nicht sein. Die ist durchgehend elektrifiziert.
    Marchfeld auch nicht. Dort wird zuerst die Strecke ertüchtigt und im Zuge dessen die Bahnsteige erneuert.
    Donauuferbahn?


    Überdies: Offenbar werden dort Weichen (und Schranken?) noch mit Seil- (Draht-) Zügen fernbedient: Rechts vom Gleis vor der 2016 ist so ein Ständer zu sehen.

  • Die Raterei, um welchen Bahnhof es sich auf dem Foto oben handeln könnte, wurde in das Rätselboard ausgelagert, um diesen Thread nicht mit nicht zum Thema passenden Beiträgen zu belasten, daher: Bitte hier weiterraten!

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Scheint mir reichlichst übertrieben.

    Sehe ich auch so. Vielleicht verwenden sie goldene Schienennägel? :D
    Im Ernst: Der zweigleisige Ausbau Tulln - Tullnerfeld ist schon sinnvoll, aber das kann auch nicht 230 Mille kosten.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Der zweigleisige Ausbau ist meines Erachtens zweitrangig, wirklich notwendig ist ein Überwerfungsbauwerk bei der Einbindung, sodass Züge von tulln Stadt kommend nach Wien nicht das Gegengleis queren müssen.

  • ....wirklich notwendig ist ein Überwerfungsbauwerk bei der Einbindung,

    Du meinst in Tullnerfeld? Ja, das habe ich mir auch gedacht. Das wäre wirklich teuer. Aber vielleicht verzichtet man darauf und befährt die bestehende Schleife in Richtung Wienerwald-Tunnel.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • naja, dann muss man eben in Richtung Wien das Gegengleis queren.


    Um ehrlich zu sein, dass man dort nicht wenigstens die entsprechenden Durchlässe von vornherein errichtet hat, ist eine absolute Nachlässigkeit.

  • Die NÖN hat einen historischen Reisebericht gedruckt:


    SIGMUNDSHERBERG
    Historischer Abriss: Zug überwand eiserne Grenze
    Warum der Vindobona im Kalten Krieg Fuß fassen konnte und sein Ende.


    Von Karin Widhalm. Erstellt am 13. Mai 2021 (04:53)

    Der dieselhydraulische Schnellverkehrstriebzug der Ostdeutschen (Bauart: Görlitz) kam im internationalen Verkehr zum Einsatz. Der „Blaue Blitz“ steht daneben: ein in den 1950er-Jahren gebauter Schnellzug-Dieseltriebwagen der ÖBB.
    Eisenbahnmuseum Sigmundsherberg, Eisenbahnmuseum Sigmundsherberg



    Die Deutsche Reichsbahn, Tschechoslowakische Staatsbahn und Österreichische Bundesbahnen (ÖBB) schlossen sich 1956 zusammen, um mit einem internationalen Zug drei Hauptstädte zu verbinden: Berlin, Prag und Wien. Das war ein Jahr, wo sich nach dem Weltkrieg politisch schon zwei bipolare Welten in den Köpfen festgesetzt hatten. Die Reisefreiheit hatte aber zwischen West und Ost Bestand, auch wenn man heute darunter etwas anderes versteht.


    Kontrollen in Gmünd (Österreich), České Velenice und Děčín (ČSSR) sowie Bad Schandau (DDR) gehörten zur Routine. Sie seien nicht nur häufig, sondern durchaus „martialisch“ gewesen, schreibt Beppo Beyerl in der Wiener Zeitung. Die Fahrt hat trotzdem „unbegreifliche elf Stunden und 30 Minuten“ gedauert. Er war selbst Vindobona-Fahrgast.
    Die drei Bahngesellschaften wechselten sich in einem zweijährigen Rhythmus ab, um die Fahrt zu organisieren und den Triebwagen zu stellen: Die DDR begann mit dem „Fliegenden Kölner“, die Österreicher folgten mit dem „Blauen Blitz“. Sie überwanden eine West-Ost-Erstarrung: Wie war das möglich?


    Ein Direktzug bestand schon um Jahrhundertwende (bis in den Zweiten Weltkrieg hinein), und zwar von Berlin über Wien nach Budapest. Der Orient-Express war ein Impulsgeber für die Etablierung von interkontinentalen Strecken. Wien gab indes den Anstoß für den Vindobona: Die Viermächte-Stadt entwickelte sich in den 1950er Jahren zu einem Zentrum der Nachrichtendienste für Amerikaner, Briten, Franzosen und Sowjets. „Der Vindobona war tatsächlich ein Zug der Spione, Agenten und Diplomaten“, schreibt „Die Welt“, deutsche Tageszeitung, anlässlich des Vindobona-Endes im Jahr 2014.


    Waldviertel hatte zügige Verbindung nach Wien
    Der Direktzug überwand sogar die eisigste Zeit im Kalten Krieg: Gastarbeiter aus dem neutralen Österreich fuhren in den 1970er Jahren mit dem Vindobona in den Osten, um an Kaufhäusern oder Hotels mitzuarbeiten. Touristen und Pendler waren zuletzt die Fahrgäste. Die Waldviertler selbst hatten eine zügige Verbindung in die Bundeshauptstadt: Stieg man etwa in Sigmundsherberg ein, hielt der Zug nur in Eggenburg. „Das war die schnellste Verbindung nach Wien, einen solchen Zug würden wir uns wieder wünschen“, betont Gerhard Zauner vom Eisenbahnmuseum Sigmundsherberg.


    Der einzige Direktzug zwischen Berlin und Wien fand schließlich 2014 sein Ende, zu einem Zeitpunkt, als der Eiserne Vorhang längst gefallen war und der Schengen-Raum eine Reisefreiheit ganz ohne Kontrollen ermöglichte. Die ÖBB setzen seitdem auf die Railjets über Brünn nach Prag: längere Strecke, aber kürzere Zeit. Und: „Brünn hat um ein paar 100.000 Einwohner mehr und eine andere Fahrgast-Frequenz“, erklärt Zauner. Wer heute nach Berlin will, muss in Prag aussteigen und auf den Anschluss warten.


    Historisch
    Der Vindobona war platzkartenpflichtig: Die Pflicht wurde für jene Personen, die nach Wien fuhren, 1976 aufgehoben.
    Der Direktzug führte einen Speisewagen – abschnittsweise auch den Postwagen der Deutschen Post (DDR) – mit, wo man im Kalten Krieg mit vier Währungen zahlen konnte: Schilling, Westmark, Ostmark und Tschechische Krone.


    „Die Welt“ hob 2014 hervor, was dort auf der Speisekarte stand: Steirische Kürbiscremesuppe, Alt-Wiener Paprikahuhn, Marillenpalatschinken – und das alkoholfreie Bier „Nullkommajosef“

  • Die Ankündigung dieser Ausstellung in der NÖN passt gut dazu (wobei ich auch Freude daran hätte, bald einen neuen Thread über die Strecke Sigmundsherberg - Zellerndorf hier lesen zu dürfen ;)


    SIGMUNDSHERBERG


    Zusatz-Ausstellung: Rückblick auf die Vindobona-Zeit
    Der ehemalige Direktzug Wien-Prag-Berlin auf der Franz-Josefs-Bahnstrecke im Mittelpunkt des Eisenbahnmuseums.



    Von Karin Widhalm. Erstellt am 13. Mai 2021 (05:42)
    Das Schild war an der Außenwand des Zuges fixiert – nun halten es Obmann Rupert Öhlknecht und Stellvertreter Gerhard Zauner in ihren Händen.
    Widhalm, Widhalm


    Die Franz Josefs-Bahn hat die Marktgemeinde und das Waldviertel näher an Wien – und näher an Prag und Berlin gebracht: Das Eisenbahnmuseum bewahrt diese Geschichte. Rupert Öhlknecht und Gerhard Zauner sind aber mehr als Sammler und Hobbyhistoriker im dahinterstehenden Verein: Sie sind Befürworter für die Stärkung einer Strecke, auf der früher der „Vindobona“ verkehrt ist. Es ist kein Zufall, dass sich die bald startende Sonderausstellung um genau jenen Zug drehen wird.


    Öhlknecht hat die NÖN-Berichte gelesen, wonach Mobilitätslandesrat Ludwig Schleritzko im Gespräch mit dem tschechischen Vize-Verkehrsminister Jan Sechter ist. Ziel: Den Vindobona parallel zum Betrieb auf der Nordbahn zurück ins Waldviertel zu holen, vorerst fürs Wochenende. Das ist mit Interesse aufgenommen worden, auch von den Grünen und der „Pro FJB“, die allerdings einen „PR-Schmäh“ hinter der Vision vermuten. Schleritzko sagt indes, dass jetzt Pläne mit dem Bund abgestimmt werden. „Das wäre eine Chance fürs Waldviertel“, ist Öhlknecht überzeugt.
    Die Berichterstattung hat in ihm selbst eine Vision reifen lassen: Der Verein hat eigentlich geplant, ausschließlich die Ausstellungen aus dem coronagebeutelten Vorjahr nachzuholen: 150 Jahre Franz Josefs-Bahn, die Karikaturen-Schau mit Otto Schön (der lange für die NÖN pointiert gezeichnet hat), eine Kunstausstellung mit Margareta Winkelbauer, dazu 100 Jahre ÖBB. Jetzt stellt Öhlknecht fieberhaft mit dem Team die Zusatz-Schau auf die Beine.


    Material ist genügend vorhanden: „Ich sammle schon seit 40 Jahren.“ Öhlknecht hat zum Beispiel Fotos, wie sich das Aussehen des Vindobonas verändert hat und weiß genau, wann die beteiligten Bahnverwaltungen den Betrieb übernahmen. Sigmundsherberg hatte die Ausstattung und das Know-how, um 1973 einen Vindobona-Achsbruch reparieren zu können; auch das wird thematisiert.


    Ein Aufleben des Direktzuges wäre ganz nach seinem Geschmack. „Wir hoffen, dass sich etwas entwickelt“, erklärt Öhlknecht. Man solle ruhig eine Probezeit fürs Wochenende andenken: „Die ÖBB kalkulieren wie jede Privatfirma, aber Angebot schafft Nachfrage: Man muss abwarten, bis es greift“, sagt Zauner, dass schon Geduld gefragt sein müsste.



    Rodungen bei Gleisen bis nach Pulkau
    Richtig aktiv wird der Verein auf einer anderen Strecke, nachdem die Gleise der früheren Lokalbahn von Sigmundsherberg bis Zellerndorf in seinen Besitz gewechselt ist. Die Mitglieder wollen bis Pulkau (Bezirk Hollabrunn) Rodungen vornehmen, damit leichte Baufahrzeuge (zum Transport von Geräten und Werkzeugen) die Gleise befahren können.


    „Das ist der Beginn“, schildert Zauner. „Und dann sind Arbeiten notwendig, die geldintensiver sind: Die Gleise müssen so hergerichtet werden, damit sie mit schwerem Gerät befahren werden können.“ Das wird durchaus als Herausforderung gesehen, auch weil die Pandemie die Einnahmen aus Eintrittspreisen einbrechen ließ: „Finanziell sind wir runtergrutscht“, schildert Öhlknecht.
    Eins nach dem anderen: Der Verein fasst mal den Sommer ins Auge, um zur Feier „150 Jahre Nordwestbahn“ per leichtem Gefährt nach Pulkau anreisen zu können – auf den Gleisen.



    Zur Ausstellung
    Die „Vindobona“-Eröffnung wird coronabedingt im kleinen Kreis stattfinden.
    Geöffnet ist ab 22. Mai jeden Dienstag, Donnerstag, Samstag, Sonntag & Feiertag, 9 bis 12 Uhr.