Express-Züge auf Abwegen

  • Heute gibt es zwei Umleiterfotos aus dem Marchfeld aus dem Jahr 1997. Im Jahr 1997 streikten die Bediensteten der ČD zwischen 4 und 9. Februar gegen gegen den geplanten Abbau von rund 10.000 Beschäftigten und gegen die Stilllegung einiger Nebenstrecken, weshalb die FV-Züge D 202/203 "Chopin" und EC 104/105 "Sobieski" zwischen Österreich und Polen über die Slowakei umgeleitet werden mussten.
    Da das Zugpaar D 202/203 "Chopin" während der Nachtstunden verkehrte und in die Nachtsperre der Marchegger Ostbahn fiel, wurde das Zugpaar über Gänserndorf und Oberweiden nach Marchegg geführt. Auf Grund der Dunkelheit während der Verkehrszeiten des Zugpaares D 202/203 gibt es davon leider keine Fotos. Das Zugpaar EC 104/105 "Sobieski" nahm hingegen den Weg von/nach Wien Süd über Siebenbrunn-Leopoldsdorf nach/von Marchegg. Der weitere Laufweg der Züge in der Slowakei war Bratislava - Zilina - Cadca - Zwardon -Bielsko-Biała, nach Katowice mit einem um 100 km längeren Laufweg und fünfmaligem Lokwechsel.

    Das erste Foto zeigt den umgeleiteten EC 30104 "Sobieski" mit der 2143 021 zwischen Breitensee und Marchegg am 6. Februar 1997:

    Am 7. Februar 1997 war die grüne 2143 040 vor dem EC 30104 in Marchegg zu sehen:
    Fotos von R. Stangl aus dem EÖ-Heft 3/1997, S. 147.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Noch eine Frage zu diesem Flügelzug: Wie lange gab es diesen? Recht langlebig kann er nicht gewesen sein, sonst wäre er mir in Erinnerung geblieben.

    Geschaffen wurde er Anfang der 90er Jahre, als der Wiener Walzer auf Wien gekürzt und von der CNL übernommen wurde.
    Er sollte eine weitere Verbindung Ostösterreich - Schweiz und eine Verbindung Budapest - Schweiz ermöglichen.

    Ich glaube er fuhr einige Jahre lang, bis dann die Verbindung Bp - Zhr wieder auf Wien umstellt wurde, so wie sie ja jetzt auch noch immer funktioniert.

  • 94/95 gabs noch den "Wiener Walzer" ab Budapest (Quelle vagonweb.cz), man kann also sagen, 95/96 war sein erstes Jahr.

    Man muss anlso ab 95/96 alle Kursbücher durchforsten, leider hab ich meine bei Mama im Keller.

  • 1994 hab ich meine erste Frau kennengelernt!
    1999 kam unsere Tochter auf die Welt.
    Wir waren öfters in Sopron/Ödenburg, damals haben wir den Zug mehrmals gesehen.
    Ich behaupte jetzt einmal, dass es ihn jedenfalls 96 bis 98 gegeben hat.

    Ein wenig OT!
    Wann wurden die ungarischen IC von/nach Sopron über Mattersburg nach Wiener Neustadt verlängert?

    War das 2001 oder 2002?

    2003 gab es sie sicher. Ich hatte damals einen runden Geburtstag und mir einen "Stamperlwagen" der ÖBB Nostalgie gechartert. Es ging am frühen Nachmittag von Wien Südbahnhof an eine "Wiesel" Garnitur angehängt nach Wiener Neustadt wo wir an den IC angehängt wurden.
    Am Abend wurde mein Wagen dem IC von Pecs/Fünfkirchen nach Wien beigegeben.
    Letzteren gab es ziemlich lange, einige Jahre führte er auch eine Kurswagengruppe nach Zagreb/Agram über Ungarn mit sich.
    Da gab es einige Jahre lang einen drei tägigen Umlauf
    Budapest-Pecs-Wien
    Wien-Villach/Lienz-Wien
    Wien-Pecs-Budapest
    Im ungarischen Speisewagen über den Semmering, das hat schon etwas können.

  • Und war auch ein paar Jahre mit dem "Gondoliere" möglich, der sogar einen Schlafwagen Budapest - Rom und mehrmals wöchentlich Moskau - Rom bzw.Moskau - Turin mitführte.

    Der SDZ WL hielt sich in dieser Relation aber nur kurz.
    Da gab es regelmäßig Zoff am Weg nach Moskau, wenn russische Reisende die nur ein einfaches Transitvisum für Österreich hatten, in Tarvisio/Tarvis an der Einreise gehindert wurden.

  • Einen Romulus-Umleiterzug, der eigentlich Anstoß für diesen Thread ist, habe ich noch immer nicht gefunden, dafür aber einen weiteren Zürichsee-Umleiter über die Mattersburger Bahn, diesmal aus dem Jahr 1997. Anlass waren Streckensperren auf der GySEV-Strecke zwischen Müllendorf und Neufeld wegen einer Gleisneulage an den Wochenenden 21./22. und 28./29. Juni 1997. Während die Güterzüge und die damals dort verkehrenden RoLa-Züge mit den Taigatrommeln M62 bespannt wurden, wurde der Zürichsee mit der Reihe 2143 bespannt. Während die M62 109 sowohl am 28. als auch am 29. Juni mit ihrem RoLa-Zug liegenblieb, ging der Zürichsee-Umleiterverkehr mit der Reihe 2143 problemlos über die Bühne.
    Das Foto unten zeigt die 2143 008 mit dem Umleiterzug 30435 "Zürichsee" am 28. Juni 1997 bei der Ausfahrt aus Wiener Neustadt:
    Foto: Erich Nährer, aus EÖ-Heft 9/1997, S. 359.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Im Sommer des Jahres 1997 war die Nordbahn knapp 14 Tage lang vom 21. Juli bis 4. August wegen eines March-Hochwassers zwischen Angern und Dürnkrut unterbrochen, weshalb die Nordbahn-Güterzüge und einige internationale FV-Züge über die Zayatalbahn Hohenau - Dobermannsdorf - Mistelbach LB umgeleitet werden mussten. Für alle Regional- und den Großteil der FV-Züge gab es SEV zwischen Angern und Dürnkrut bzw. Wien Süd und Hohenau.

    Der EC 104 "Sobieski" wurde nur ein Mal am 22. Juli 1997 umgeleitet. Auf dem Foto ist die 2143 035 mit dem Umleiterzug 30104 bei der Durchfahrt durch den Bhf. Prinzendorf-Rannersdorf zu sehen:

    Foto: Kurt Feuerfeil, aus: EÖ-Heft 10/1997, S. 421.

    Am 23. Juli war dem Umleiterzug 30070 (EC 70 "Antonin Dvorak" die 2048 027 vorgespannt. Zu sehen bei der Ausfahrt aus Mistelbach LB:

    Foto: Kurt Feuerfeil, aus EÖ-Heft 10/1997, S. 421.

    Ebenfalls am 23. Juli fahren die 2143 038 + 047 mit dem aus 14 Wagen bestehenden Umleiterzug 30203 (D 203 "Chopin" aus dem Bhf. Dobermannsdorf aus:

    Foto: Peter Seelmann, aus EÖ-Heft 10/1997, S. 420.

    Der Grund dafür, dass nur wenige Fernreisezüge über die Zayatalbahn umgeleitet wurden, lag in den großen Verspätungen, die die Züge wegen der mühsamen Betriebsabwicklungauf der Zayatalbahn (Kreuzungsmöglichkeit nur in Mistelbach LB und Dobermannsdorf bei maximaler Zuglänge von 450 m) einfuhren. Dazu kam, dass in Dobermannsdorf der Fdl per Fahrrad die handgesperrten Weichen bedienen und dabei jeweils den Bahnhof in voller Länge durchqueren musste. So dauerten die Umleiterfahrten zwischen Mistelbach LB und Hohenau zwischen 45 Minuten und 2 Stunden.

    Bereits in der ersten Julihälfte des Jahres 1997 waren Teile Tschechiens von einem Jahrhunderthochwasser betroffen. Auf rund 700 Streckenkilometern musste der Bahnverkehr eingestellt werden. Dabei kam es auch zu einem Unfall, in dem auch ÖBB-Wagenmaterial involviert war. 30 km südlich von Ostrau bei Suchdol nad Odrou/Zauchtl an der Oder hatte das Hochwasser ein Brückenfundament unterspült, das, als der EC 104 "Sobieski" drüberfuhr, nachgab. Die Zuglok 363 039 und der erste Wagen kamen noch unbeschadet drüber, aber die folgenden zehn Wagen entgleisten. Der vorletzte (ÖBB-)Wagen geriet dabei in Schräglage, während der letzte Wagen nach links umstürzte (siehe Foto). Der Unfall forderte 64 Verletzte, von denen 28 in Krankenhäuser eingeliefert werden mussten:

    Foto: J.Adamovsky, aus: EÖ-Heft 10/1997, S. 423.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Noch ein Nachtrag zu den Umleiterzügen über die Zayatalbahn (siehe Beitrag oben). Am 22. Juli 1997 fährt die 2143 030 vor einer Lok der Reihe 1014 mit dem EC 172 durch den Bhf. Dobermannsdorf:
    Foto: Kurt Feuerfeil, aus EÖ-Heft 9/1997, S. 391.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Am 30. September 1997 musste der IC 151 "Emona" wegen einer Entgleisung auf der Semmering-Nordrampe bei Eichberg über die Aspangbahn und die Wechselstrecke umgeleitet werden. Das Foto unten zeigt den Umleiterzug mit 2143 014 und 019 bei der Einfahrt in den Bhf. Seebenstein. Als Schiebelok fungierte die 2143 004. Die Verspätung in Graz Hbf. betrug 117 Minuten:

    Foto: K. Wildberger, aus: EÖ-Heft 1/1998, S. 6.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor