Express-Züge auf Abwegen

  • Heute gibt es zwei Umleiter-Foto aus Wien. Ursache für das Umleiten der Nordbahn-Fernzüge über die S-Bahn-Stammstrecke war die Entgleisung des Güterzuges 70510 am 24. Oktober 1997 um 03:10 Uhr vom Zvbf. nach Laa/Th., bestehend aus 23 Wagen (328 m, 1.294 t) und geführt von der 1042 667 zwischen den Bahnhöfeen Stadlau und Leopoldau. Da der Oberbau und die Fahrleitung schwer beschädigt worden waren, dauerte die Unterbrechung der Strecke bis zum 26. Oktober.

    Das erste Foto ist nicht besonders originell, da ein Fernverkehrszug auf der Schnellbahnbrücke über die Donau keine Seltenheit ist und sich dort, außer dass die Bäume auf der Donauinsel größer geworden sind, nicht allzuviel verändert. Zu sehen ist die 1014 007 mit dem EC 104 "Sobieski" am 26. Oktober 1997 auf dem Weg Richtung Hohenau:

    Den zweiten Fotostandort gib es heute nicht mehr, denn die niveaugleiche Abzweigung bei der Adolf Blamauergasse - Wien EWA und die Ek sind seit dem Bau und der Inbetriebnahme der Flughafen-S-Bahn Geschichte. Die Umleiterzüge fuhren ab hier entweder weiter über die Stammstrecke nach Meidling und über Oberlaa nach Kledering vv. oder über den Zentralfriedhof und Kledering vv vom/zum Südbahnhof/Ostseite. Zu sehen ist die 1014 006 mit dem EC 73 "Smetana" am 25. Oktober 1997 bei der Abzweigung Blamauergasse auf dem Weg Richtung Zentralfriedhof und Kledering zum Südbahnhof/Ostseite:

    Fotos: Kurt Feuerfeil, aus: EÖ-Heft 1/1998, S. 5.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Zu sehen ist die 93.1339 am 27. August 1968 mit dem Arlberg-Express Wien - Paris bei der Durchfahrt durch den Bhf. Weißenkirchen in der Wachau. Der Grund für die damalige Umleitung ist mir leider nicht bekannt.

    Mittlerweile habe ich doch noch die Ursache für die Arlberg-Express Umleitung durch die Wachau vor 52 Jahren in Erfahrung gebracht: Um 03:41 Uhr des 27. August entgleisten im Westbahn-km 121,2 zwischen den Bahnhöfen Blindenmarkt und Amstetten die Wagen 8 bis 13 des Güterzuges 1580, wobei drei der entgleisten Wagen über die Böschung stürzten. Beim Unfall wurde der Oberbau des Gleises 2 auf einer Länge von 2 km durch Zerstörung der Betonschwellen schwer beschädigt und konnte erst mehrere Wochen nach dem Unfall wieder in Betrieb genommen werden. Ursache für die Entgleisung war ein Achsstummelbruch beim ersten entgleisten Wagen. Der eingleisige Betrieb konnte um 15:16 Uhr auf Gleis 1 wieder aufgenommen werden.

    Über den Semmering und durch das Ennstal nach Bischofshofen wurde der TS 11 umgeleitet, wobei der Zug von Wien West mit der 52.1556 !! über die Verbindungsbahn nach Meidling gebracht wurde. Die Verspätung in Bischofshosen betrug 135 Minuten.

    Die Züge Ex 40 ("Mozart" ?) und Ex 161 "Arlberg-Express" wurden von der 2050.07 bzw. der 2050.11 von Wien West über die Vorortelinie und Tulln nach Krems/D. gebracht. Von dort ging es mit der 93.1384 bzw. 93.1339 durch die Wachau nach St. Valentin. Die Verspätung in St. Valentin betrug 184 bzw. 185 Minuten.
    Quelle: EÖ-Heft 10/1968, S. 177.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Heute begeben wir uns noch einmal in die Wachau bzw. in den Nibelungengau.

    Am 13. und 14. Februar 1993, dem Wochenende am Ende der Semesterferien in Ostösterreich mussten zahlreiche Fernzüge über die Donauuferbahn umgeleitet werden. Ursache war das spektakuläre Zugunglück im Bhf. Melk, bei dem der in den Bahnhof einfahrende E 1565 (Salzburg Hbf. - Wien West) und der durchfahrende G 43412 um 08:03 Uhr frontal zusammenstießen. Der Unfall forderte drei Todesopfer (Tfzf., Zugchef und Zugbegleiter des Eilzuges) sowie sieben Schwer- und 14 Leichtverletzte. Älteren Semestern ist der Unfall sicher noch in Erinnerung. Für jene, die sich nicht (mehr) erinnern können, gibt es hier im Beitrag Nr. 854 eine Schilderung des Unfallherganges. Die Westbahn blieb bis 15. Februar um 05:00 gesperrt, weshalb alle Fernzüge von/nach Salzburg bzw. Passau und darüber hinaus über die Donauuferbahn umgeleitet wurden. Auf dieser wurde der komplette Personenverkehr ausgelegt und im Schienenersatzverkehr geführt. Der Umleitungsverkehr konnte auf Grund der unzureichenden technischen Ausstattung der Donauuferbahn nur unter größtem Einsatz der Eisenbahner abgewickelt werden und stand mehrmals am Rande des Zusmmenbruchs. Immerhin konnten am 13. Februar 31 und am 14. Februar 21 Fernzüge über die Donauuferbahn umgeleitet werden. Die Kreuzungsaufenthalte in den wenigen Bahnhöfen mit ausreichenden Gleislängen dauerten ewig, da in den Bahnhöfen ohne Rückfallweichen (Grein-Bad-Kreuzen, Spitz) die Weichen örtlich zu bedienen waren und die Grenzfreiheit durch Augenschein überprüft werden musste, bevor der Gegenzug einfahren konnte. Die Verspätung der Züge lag dementsprechend bei durchschnittlich +180 Minuten.

    Nun zu den Bildern:

    Der umgeleitete D 263 "Orient-Express" kurvt am 14. Februar 1993 durch die verschneiten Weingärten bei Unterloiben kurz vor Krems. Die Fahrgäste wurden für die Strapazen des Umleiterverkehrs wenigstens mit einer schönen Landschaft etwas entschädigt. Vor dem aus zehn Wagen bestehenden Zug sind 2042 015 + 024 sowie die abgebügelte 103 126 zu sehen. Es wird so ziemlich das einzige Mal gewesen sein, dass sich eine 103 der DB in die Wachau verirrte:

    Foto: Nikolaus Stanek, aus: Sva-Heft 4/1993, S. 15.

    Ebenfalls am 14. Februar 1993 durchfahren die 2043 014 + 024 mit dem EC 24 "Franz Liszt" den Bhf. Spitz/D.:

    An dieser Stelle wird es wahrscheinlich nie wieder Züge, geschweige denn Umleiterzüge zu sehen geben, denn hier liegt kein Gleis mehr. Am 14. Februar 1993 fuhren die 2043 015 + 13 mit dem EC 26 "Joseph Haydn" bei Lehen-Ebersdorf Richtung St. Valentin:

    Fotos: Ernst Lassbacher, aus: Sva-Heft 4/1993, S. 14.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • weshalb alle Fernzüge von/nach Salzburg bzw. Passau und darüber hinaus über die Donauuferbahn umgeleitet wurden. Auf dieser wurde der komplette Personenverkehr ausgelegt und im Schienenersatzverkehr geführt.

    Das stimmt so nicht bzw. verstehe ich die Aussagen nicht!
    Die Intercity Züge wurden zwischen Pöchlarn und Loosdorf im Schienenersatzverkehr geführt (ich war damals selbst unterwegs). Trotz Semesterferienende gab es immer genügend Busse und ich hatte in Wien gerade einmal 20 Minuten Verspätung. Alle übrigen Fernzüge verkehrten auf der Donauuferbahn - das Verspätungsvergnügen blieb mir erspart!

  • Das stimmt so nicht bzw. verstehe ich die Aussagen nicht!

    Richtig. Unter Fernzüge meinte ich internationale Züge und nicht die nationalen Fernzüge namens IC, da es damals noch zahlreiche Kurswagenläufe gab, die man nicht einfach durch einen Schienenersatzverkehr ersetzen konnte. Ich hätte "internationale Fernzüge" schreiben sollen. Es waren trotzdem mehr als genug Umleiterzüge auf der dafür technisch nicht ausreichend ausgestatteten Donauuferbahn unterwegs.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Endlich gibt es ein Romulus-Umleiterfoto, auch wenn es nicht sonderlich spektakulär ist.

    Am 18. Mai 1982 mussten auf Grund der Senkung einer Hilfsbrücke zwischen Friesach und Wildbad Einöd beide Streckengleise gesperrt werden. Während der Sperre wurde der Ex 230 "Romulus" über den Obdacher Sattel umgeleitet. Das Foto zeigt den von einer 2143 geführten Umleiterzug 99316 bei der Ausfahrt aus dem Bhf. Wolfsberg im Lavanttal: Foto: Horst Knely, aus: Eisenbahn-Heft 7/1982, S132.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Heute ein Umleiter-Foto von einem Express-Zug, der quer durch Österreich fuhr und den es nur 19 Jahre lang gab, der aber in den 1970er-Jahren für seine Bespannung mit der Lokreihe 52 bekannt war. Der Beograd-Express verband zwischen 1971 und 1990 Hamburg mit Belgrad und verkehrte in Österreich über die Pyhrnbahn mit der Reihe 52.
    Am 31. Januar 1982 stürzte auf Grund eines Hochwassers zwischen den Bahnhöfen Traun und Nettingsdorf die Traunbrücke im Zuge der Pyhrnbahn ein, weshalb das Zugpaar D 498/99 "Beograd-Express" über die Rudolfsbahn mit planmäßigem Halt in Steyr umgeleitet wurde.
    Das leider nicht sehr gute Foto zeigt den D 499 mit der 1042.554 am 17. Mai 1982 beim Aufenthalt im Bhf. Steyr:

    Foto: Eibl, aus: Eisenbahn-Heft 7/1982, S. 133.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Am 12. 7. 1990 musste die Strecke Kufstein - Rosenheim gesperrt werden, nachdem sich nördlich des Bahnhofes Kufstein das Tragwerk der Autobahnbrücke über Bahn und Inn um 1,3 m gesenkt hatte und daher akute Einsturzgefahr bestand. Die internationalen Züge in der Relation München - Brenner - Italien wurden in der Folge über die Mittenwaldbahn umgeleitet werden.

    Das erste Foto zeigt den umgeleiteten EC 81 "Michelangelo" im Bhf. Reith bei Seefeld am 12. 7. 1990:

    Das zweite Foto zeigt den EC 10 "Leonardo da Vinci" bei der Ausfahrt aus dem Bhf. Reith in Richtung Seefeld am 12. 7. 1990:

    Fotos: Kreutz, aus: Eisenbahn-Heft 9/1990, S. 165.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor