150 Jahre Pustertalbahn in Südtirol

  • Ein nett gemachter Artikel findet sich auf tirol.orf.at:


    Vor 150 Jahren ist die Pustertaler Bahnstrecke in Südtirol eröffnet worden – damals eine technische Meisterleistung. Sie wurde 1871 für militärische Zwecke auf Schiene gebracht, hat dann aber binnen kurzer Zeit einen deutlichen, wirtschaftlichen Aufschwung gebracht.


    Online seit gestern, 19.45 Uhr


    Mit riesigen Dampflokomotiven wurde die Strecke zwischen Ost- und Südtirol einst bezwungen. Dass Lienz heute mit Innichen, Bruneck und Franzensfeste verbunden ist, geht unter anderem auf Kriegsniederlagen zurück, wie Karl Notdurfter vom Verein Eisenbahnfreunde Lienz erklärte: „Bereits nach der Eröffnung der Strecke von Wien nach Triest wurde 1864 eine Seitelinie gebaut, die von Marburg bis nach Villach reichte. Dann gab es kriegerische Auseinandersetzungen zwischen Österreich und Italien. Venezien und die Lombardei fielen weg. Dadurch waren die Linien blockiert.“ Der Wegfall der Bahnverbindungen bedeutete einen Nachteil für das Militär, das seine Truppen austauschen musste. Man habe sich daher entschlossen, die Strecke weiter zu bauen, so der Experte.


    Technische Höchstleistung
    Die Realisierung der Eisenbahnlinie war ein schwieriges Unterfangen und stellte die Ingenieure und Arbeiter vor viele Herausforderungen und Aufgaben. Im Herbst 1869 wurde mit den Bauarbeiten begonnen. Fast ein Jahr früher als geplant konnte die Pustertal-Bahn schließlich im November 1871 in Betrieb genommen werden.


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    Der Bau galt damals als Meisterleistung: „Mit den damaligen Mitteln war es ein Gewaltakt der Menschen, diese Linie in so kurzer Zeit zu bauen. Es galt ja nicht nur, nur die Schienen zu verlegen und Tunnel und Viadukte zu bauen, sondern auch die Bahnhöfe zu errichten“, schilderte Markus Kristler von den Lienzer Eisenbahnfreunden.



    Bahn brachte erste Touristen
    Das Eisenbahnmuseum in Lienz ermöglicht einen Blick zurück in die Entstehungsgeschichte der Pustertalbahn: Die schweren Lokomotiven brachten Österreich-Ungarn eine Verbindung zwischen Wien und dem Gardasee und mit der Zeit auch den Tourismus in das bis dahin wenig bekannte Pustertal.



    Diese Bahnreisen waren zunächst nur dem Adel vorbehalten, wie Experte Karl Notdurfter bestätigte: „Das gemeine Volk musste zu Hause bleiben und dort auf den Höfen arbeiten und die Tiere versorgen. Erst später kam eine Welle an Touristen. Die ganze Provinz hat sich dann umgestellt – von reiner Landwirtschaft hin zu immer mehr Fremdenverkehr.“



    ORF Das Eisenbahnmuseum in Lienz erzählt die Geschichte der Pustertalbahn


    Aus- und Einsteigen verboten
    Die Pustertalbahn war von Anfang an auch als Anbindung Osttirols an die Landeshauptstadt Innsbruck gedacht. Nach dem ersten Weltkrieg und dem Zerfall der Donaumonarchie, als Südtirol zu Italien kam, nahm die Bedeutung der Bahn im Pustertal ab. Die Verbindung zwischen Ost- und Nordtirol blieb dank staatlicher Abkommen erhalten.


    „Andere Verbindungen waren erst ab 1909 möglich. Das große Problem war aber, dass fremdes Land mit einem Reisepass durchquert werden musste. Nach dem zweiten Weltkrieg hat man sich daher darauf geeinigt, einen Korridor-Zug fahren zu lassen, der versperrt war. Das Aus- und Einsteigen auf Südtiroler Gebiet war verboten“, schilderte Notdurfter.



    ORF Seit den 1980er Jahren ist die Bahnstrecke komplett elektrisch


    Nach dem Zweiten Weltkrieg kam wieder mehr Schwung in das Bahnleben. In den 1980er-Jahren wurde die Strecke vollständig elektrifiziert. So rollt der Schienenverkehr seit 150 Jahren auch heute noch durch das Pustertal.



    red, tirol.ORF.at

  • Bitte erst schlau machen, ob darüber nicht schon berichtet wurde. Einen Bericht darüber gibt es seit gestern im Board "Gedenktage, Jubiläen....."

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Hat sich gelohnt, dass ich den Thread stehen gelassen habe, denn dieser Umstand gibt mir die Möglichkeit, einen Lok Report-Bericht zum Thema hier reinzustellen:

    Donnerstag, 07 Oktober 2021 10:00
    Italien: Jubiläumszug 150 Jahre Pustertalbahn

    Fotos: FS Italiane.
    Die Pustertaler Eisenbahn ist 150 Jahre alt. Am 20. November 1871 wurde nach nur zweijähriger Bauzeit die 200 km lange Verbindung zwischen Fortezza und Villaco mit Anschluss an die Brennerbahn eingeweiht - ein Projekt, das für die militärischen und politischen Strategien der Region zu jener Zeit von grundlegender Bedeutung war.


    Ein wichtiges Jubiläum, das am 02.10.2021 mit einer Fahrt von Fortezza nach Toblach an Bord des historischen Zuges aus Centoporte-Wagen, gezogen von einer doppelten Garnitur Gr.740-Dampflokomotiven der Fondazione FS Italiane, gefeiert wurde, die von vielen Menschen entlang der gesamten Strecke begrüßt wurde.
    Heute wird die Strecke sowohl von Pendlern als auch von den zahlreichen Touristen, die zu jeder Jahreszeit ihren Urlaub im Pustertal verbringen, rege genutzt. Mit dem Zug in diese Region zu reisen, bedeutet nicht nur, eine billigere, sicherere und nachhaltigere Lösung zu wählen, sondern auch, die wunderschöne Landschaft Südtirols zu bewundern.
    Die Wagen, die durch das Pustertal gefahren sind, wurden 1930 als Nahverkehrswagen dritter Klasse konzipiert und wegen der zahlreichen Türen auf jeder Seite sofort in Centoporte umbenannt. Aufgeteilt in vier Salonabteile mit Holzsitzen und Dampfheizung, fuhren sie bis Anfang der 1980er Jahre.
    Die Veranstaltung wurde von der Autonomen Provinz Bozen über die Gesellschaft Strutture Trasporto Alto Adige - STA in Zusammenarbeit mit Rete Ferroviaria Italiana und der Fondazione FS Italiane organisiert.
    WKZ, GK, Quelle FS Italiane

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Wenn sie tatsächlich schon welche hatte, würde es von der Zeit passen. Die ersten mir bekannten Erwähnungen sind aus der Zeit.

  • Jetzt wird's ein bisschen theoretisch, aber auch anschaulich:
    Unter "Übergangskurve" beschreibt Wikipedia die Zykloide als eine Rollkurve, die ein Punkt auf dem Umfang eines Kreises beschreibt, wenn dieser Kreis auf einer Leitkurve, zum Beispiel einer Geraden, abrollt.


    Unter "Übergangsbogen" beschreibt Wikipedia die "Klothoide".
    Unser Professor aus Darstellender Geometrie an der TU Wien hat die "Klothoide" als die Kurve beschrieben, die eine Kupplungsstange (oder heißt das Schubstange?) der Treibräder einer Dampflok während der Fahrt der Lok beschreibt.
    Das stimmt so natürlich nicht ganz, weil diese Kupplugsstangen nie an der Lauffläche des Rades montiert sind.


    Was aber für Bahntechniker relevant ist, war ein Experiment mit zwei Kugeln, die sich von einem Ausganpunkt zu einem gemeinsamen Zielpunkt bewegen sollten.
    Eine Kugel entlang einer (leicht abfallenden) Geraden, die andere entlang einer (nach unten gebogenen) Klothoide.
    Die Kugel entlang der Klothoide war wesentlich schneller am Ziel als die entlang der Geraden langsam rollende Kugel.
    Klar.: Durch das anfänglich starke Gefälle wurde sie stark beschleunigt und in der Steigung vor Erreichen des Zieles gebremst.


    Konsequenz: Der ideale Verlauf einer U-Bahn-Strecke zwischen zwei Stationen wäre der einer Klothoide.
    Die U-Bahn-Züge würden/werden durch das anfängliche Gefälle beschleunigt, und durch die Steigung vor der nächsten Station allein durch den Kurvenverlauf gebremst.
    Schlau gedacht. Das spart Energie und Bremsvorgänge. Bei der Münchener U-Bahn habe ich solche Tunnelstrecken wiederholt gesehen.


    Wohlgemerkt: Die Vorlesung habe ich in den Jahren des beginnenden U-Bahn-Baues in Wien gehört.
    Wie wir wissen, hat man diesen Effekt beim Wiener U-Bahnbau nicht berücksichtigt. (Beispiel: U2 Schottenring bis Taborstraße: schnurgerade!)
    Ein früherer Mitarbeiter bei Siemens (wir haben dort andere Techniken entwickelt) hat mir erzählt, schlaue Köpfe bei der Wiener U-Bahn-Planung hätten mathematisch berechnet, dass es egal sei, ob U-Bahn-Stationen gerade verbunden werden oder entlang anderer Linien.
    Naja! Diese Theoretiker haben die betreffende Vorlesung aus Darstellender Geometrie offenbar nicht gehört. X/