Als Gmunden mit Hilfe einer Bahn um Vorchdorfs Verbleib im Bezirk kämpfte

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    Von Edmund Brandner 09. April 2022 03:18 Uhr


    Italienische Arbeiter – hier 1911 in Gschwandt – errichteten die Bahnlinie innerhalb von zehn Monaten.


    GMUNDEN, VORCHDORF. 110 Jahre Lokalbahn Gmunden-Vorchdorf: Sonderausstellung im Kammerhofmuseum.


    Straßenbahngegner in Gmunden nennen die Traunseetram manchmal verächtlich "Zug nach nirgendwo". Dabei waren es die Gmundner selbst, die vor 110 Jahren die Bahnlinie nach Vorchdorf unbedingt haben wollten. Der Grund: Vorchdorf hatte 1903 einen Bahnanschluss nach Lambach erhalten. Plötzlich war Wels deutlich näher als das zu Fuß drei Stunden entfernte Gmunden. Die Vorchdorfer beantragten deshalb mehrmals, aus dem Bezirk Gmunden auszuscheiden und sich dem Bezirk Wels angliedern zu dürfen.


    Das wollte man am Traunsee verhindern. Eine Gmundner Delegation pilgerte deshalb am 8. Juni 1908 ins k. u. k. Eisenbahnministerium nach Wien und erwirkte die Konzession für die Errichtung einer Bahnlinie von Gmunden nach Vorchdorf und weiter nach Kirchdorf. Der Welser Gemeinderat schickte prompt eine Protestnote nach Wien, in der er das Projekt heftig kritisierte. Verhindern konnten es die Welser aber nicht.


    Nach Gründung einer Lokalbahn-Aktionsgesellschaft übernahm das Gmundner Ingenieurbüro Stern & Hafferl die Errichtung der Schmalspurbahn. Innerhalb von nur zehn Monaten stellten italienische Bauarbeiter die Linie bis Vorchdorf fertig. Am 21. März 1912 ging die "Vorchdorfer Bahn" feierlich in Betrieb. (Den Weiterbau in Richtung Kirchdorf vereitelte der 1. Weltkrieg.)


    Als Elektrotechnik-Pioniere und Kraftwerksbauer setzten Stern & Hafferl von Beginn an auf Elektro-Lokomotiven – was 1912 ausgesprochen fortschrittlich war. (Die Westbahn war erst 40 Jahre später durchgehend elektrifiziert.) Positiver Nebeneffekt: Durch die Bahnlinie erhielten Orte wie Gschwandt und Kirchham ihre ersten Stromanschlüsse.


    1919 transportierte die Lokalbahn bereits 366.000 Passagiere und Tausende Tonnen Güter. Zeitgenossen berichten von einer deutlichen Ausweitung des Angebots am Gmundner Wochenmarkt, weil aus Richtung Vorchdorf nun viel mehr Bäuerinnen mit ihren Waren nach Gmunden kamen. "Butterexpress" wurde der Zug bald liebevoll genannt.


    Im Gmundner K-Hof wurde gestern eine Sonderausstellung anlässlich des 110-jährigen Bestehens der Linie eröffnet. Zu bestaunen gibt es viele historische Fotos, alte Streckenpläne und technische Relikte.


    Eröffnungsredner Günter Neumann, Geschäftsführer von Stern & Hafferl, wies auf die heutige Bedeutung der Linie angesichts der Klimakrise hin. Und warb gleich auch für die Revitalisierung der Strecke nach Laakirchen.


    Die Ausstellung im K-Hof ist bis 2. November zu sehen.

  • Ich war heute in Gmunden und habe mir die Ausstellung angeschaut.
    Sie ist nicht sehr groß, aber nett gemacht, und das K-hofmuseum ist auch abseits der Eisenbahn recht interessant:




    Vor dem Museum steht dieses Trumm Kunstwerk, das war doch immer in Vorchdorf vorm Bahnhof...?




    Ausstellungsraum




    Mit den aufliegenden Bastelbägen kann man kleine Eisenbahnfans erfreuen...




    Im Museum gibts auch eine Krippenausstellung - habt Ihr schon mal eine Krippe mit Gleisen gesehen...?
    Hier die sog. "Salzträgerkrippe", sie wurde von einem solchigen geschnitzt.
    Wer findet das Jesuskind?




    Natürlich wird auch die Pferdeeisenbahn gewürdigt!




    Ein Teil des Museums ist Sanitärkeramik und dergleichen gewidmet...:




    Aber sogar hier gibts einen Bezug zu Schienenfahrzeugen!





    Man kanns wirklich empfehlen, es sind auch viele wunderschöne Kunstgegenstände zu sehen, wie z.B. diese über 700 Jahre alte holzgeschnitzte betende Maria aus Umbrien.


  • Danke auch von mir!


    Solche "Goldeimer" gabs in Graz übrigens noch in den 50ern, vor Allem in der Innenstadt. Wobei, der Beschreibung meines Vaters nach waren das in Graz richtige Fässer.