Dieser Artikel erschien im gestrigen Kurier, allerdings nur für Abonnenten lesbar.
Im ersten Moment mag es paradox klingen. Überstunden darf bei den Kontrolleuren der Wiener Linien nicht jeder machen. Einen Anspruch auf mehr Geld haben somit nicht alle „Schwarzkappler“, sondern nur jene, die pro Quartal eine gewisse Anzahl an Strafen verhängen. „Die offizielle Zahl kennen wir nicht. Es dürften um die 150 Strafen sein, die man ausstellen muss“, schätzt ein Mitglied der Gewerkschaftsfraktion FCG. Die 150 würden aber auch z.B. im Krankheitsfall gelten, bemängelt die Gewerkschaft.
In Wien sind jeden Tag rund 100 Schwarzkappler gleichzeitig unterwegs. Über drei Millionen Fahrgäste wurden allein im vergangenen Jahr kontrolliert. Dabei scheint intern die Vorgabe zu gelten: Je mehr Strafen verhängt werden, desto besser. Um die Mitarbeiter anzuspornen, greifen die Wiener Linien demnach auf spezielle Methoden zurück.
„Es sind mehrere Mitarbeiter auf mich zugekommen und haben gesagt, sie sind für Überstunden gesperrt. Grund dafür ist, dass sie zu wenig Strafen pro Quartal ausgestellt haben“, berichtet Gewerkschafter Herbert Weidenauer. Weidenauer ist mittlerweile seit eineinhalb Jahren in Pension, aber noch aktiver fraktionsloser Gewerkschafter.
Ab 317 Strafen pro Quartal sollen Kontrollore zudem eine "Schwarzfahrer-Prämie" erhalten, manche würden dadurch bis zu 500,- zusätzlich verdienen.
Allerdings würde dies auch für Neid unter den Kollegen sorgen.