[Spanien] Zu breit für die schmalen spanischen Tunnel ...

  • Neulich war ein Hinweis im "Heute", in der FAZ ist das Debakel aber ausführlicher beschrieben:


    Von Hans-Christian Rößler, Madrid

    • -Aktualisiert am 06.02.2023-16:58

    Seit Jahren warten die Menschen im Norden Spaniens ungeduldig darauf, dass bei ihnen endlich ein moderner Zug hält. Doch die Bestellung von mehr als 30 neuen Triebwagen wurde zu einer peinlichen Provinzposse. Die staatliche Eisenbahngesellschaft Renfe hatte sich vor der Ausschreibung vermessen: Die bestellten Züge sind besonders für die schmalen Tunnel in Asturien und Kantabrien zu breit, wo die Strecke zudem sehr kurvenreich ist. Das sei „monumentaler Pfusch“, sagte der Regionalpräsident von Kantabrien, Miguel Ángel Revilla. Ähnliches komme „nicht einmal in einem afrika­nischen Land“ vor. Er verlangte von der spanischen Verkehrsministerin, dass jetzt „Köpfe rollen“ müssten. Auch der Regionalpräsident des benach­barten Asturien sei wütend.

    Die neuen Triebwagen sind auch für das Baskenland, Galicien, Kastilien-León sowie Murcia und die Berge oberhalb von Madrid bestimmt. Die Eisenbahngesellschaft Renfe will mehr als 260 Millionen Euro für die Triebwagen ausgeben, die auf Schmalspurgleisen im Nah- und ­Mittelstreckenverkehr fahren sollen. Nach der Ausschreibung Anfang 2019 ging der Auftrag ein Jahr später an die Firma CAF, die als sehr erfahren in der Branche gilt. Aber erst vor ­Kurzem wurde sie auf einen Be­rechnungsfehler in der Ausschreibung aufmerksam.


    Jetzt sollen die neuen Triebwagen nach dem Vorbild der zum Teil bis zu 40 Jahre alten Züge entworfen werden, was nach spanischem Recht eigentlich gar nicht möglich ist. Unklar ist, wie sich das auf Kosten und Zeitplan auswirkt. Bis zu drei ­Jahre könnten sich die Triebwagen verzögern, deren Herstellung noch nicht begonnen hatte. Das Verkehrsministerium gestand ein, dass das nicht das „ideale Szenario“ sei.

  • Jetzt sollen die neuen Triebwagen nach dem Vorbild der zum Teil bis zu 40 Jahre alten Züge entworfen werden, was nach spanischem Recht eigentlich gar nicht möglich ist.

    Warum? Weil sie eventuell neu ausgeschrieben werden müssen? Na bravo!

    In diesem Thread wird über die Beauftragung an CAF berichtet.

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Nachfolger für den RENFE- und ADIF-Chefposten gibt es auch schon:

    Spanien: Renfe-Chef Táboas muss gehen, Raül Blanco übernimmt

    21. Februar 2023

    Der Chef der spanischen Staatsbahn Renfe, Isaías Táboas, tritt auf politischen Druck zurück. Der Nachfolger steht auch schon fest.

    Mit Táboas geht auch die Staatssekretärin und ehemalige Chefin des spanischen Netzbetreibers Adif, Isabel Pardo de Vera. Sie müssen die Verantwortung tragen für den erst kürzlich bekannt gewordenen technischen Fehler bei der Bestellung von meterspurigen Nahverkehrszügen bei CAF, die nicht eingesetzt werden können, weil sie nicht durch einige der Tunnel in Nordspanien passen (Rail Business vom 13.02.2023). Der neue Chef von Renfe wird Raül Blanco, Mitglied der katalanischen Sozialisten. Erst im Dezember war er als Generalsekretär für Industrie und Mittelstand im Industrieministerium zurückgetreten. Blanco ist Ingenieur und arbeitet – anders als der aus dem Marketing kommende Táboas – seit vielen Jahren im direkten industriellen Umfeld. Nachfolger von Isabel Pardo de Vera als Staatssekretär für Verkehr wird David Lucas, derzeit Staatssekretär für Wohnungswesen. (scm/as)


    Gefunden auf www.eurailpress.de


    Zitat von Die Presse

    Spanien gilt als Musterland des Schnellbahnverkehrs. Die mit Geschwindigkeiten von bis zu 310 Stundenkilometern verkehrenden AVE-Züge sind für ihre Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit bekannt.


    Was das mit den zu breiten neuen Fahrzeugen für das Meterspur-Netz der ehemaligen FEVE im Norden der Iberischen Halbinsel zu tun hatben soll, wissen wohl auch nur die APA-Schreiber bzw. die Presse-Leute, die den APA-Text abgekupfert haben. :(

    dr. bahnsinn - der Forendoktor

  • Jetzt sollen die neuen Triebwagen nach dem Vorbild der zum Teil bis zu 40 Jahre alten Züge entworfen werden, was nach spanischem Recht eigentlich gar nicht möglich ist.

    Ich zweifle, dass die Aussage so gemeint war.



    Ähnliches komme „nicht einmal in einem afrika­nischen Land“ vor.

    In Ö würde man wegen dieser rassistischen Aussage wohl medial gelyncht werden. Aber in Afrika ist mir wahrlich kein Fall bekannt, aber da war mal was mit Frankreich im Jahre 2014, woraufhin man davon ausging 1300 Bahnsteige umbauen zu müssen.

  • In meiner Jugend passierte das in Frankfurt a-M. auch, dass erst nach Lieferung der Züge festgestellt wurde, dass die zwar durch die Tunnels, aber nicht an die Bahnsteige passten.


    Einfach die Bahnsteige umbauen wäre auch keine Option gewesen, weil auch noch eine schmalere Fahrzeugtype unterwegs war.


    Beholfen hat man sich dann mit einer Änderung des Liniennetzes, so dass die Linien in sich "rein" waren.


    Überlegt wurden auch "Klapp-Bahnsteige". "Blumenbretter" an den schmalen Zügen (wie früher bei der Wiener U6) kamen nicht in Frage, weil die eine Linie auch im Oberflächenverkehr wie Straßenbahnen (ohne Bahnsteige) unterwegs waren.


    Wie gesagt, das Peinliche war halt, daß das vorher keinem aufgefallen war, erst als die Züge physisch in den Tunnel fahren sollten.

  • Zu diesem Thema passt diese Begebenheit aus der Schweiz:


    A9: Walliser Autobahn ist zu schmal
    Beim Bau eines 500 Meter langen Teilabschnitts der A9 zwischen Siders und Brig wurde die Fahrbahn 50 Zentimeter zu schmal gebaut.
    www.20min.ch


    50 Zentimeter fehlen – Walliser Autobahn ist zu schmal

    Beim Bau eines 500 Meter langen Teilabschnitts der A9 zwischen Siders und Brig VS wurde die Fahrbahn 50 Zentimeter zu schmal gebaut.

    Der Bau der A9 im Oberwallis ist bekannt für seine Probleme: Das nur 35 Kilometer lange Teilstück der Autobahn zwischen Siders und Brig wird bereits seit 30 Jahren gebaut. Voraussichtlich 2035 soll es fertiggestellt werden; 4,4 Milliarden Franken wird das Projekt wohl kosten.


    Sie ist auf 500 Metern 50 Zentimeter zu schmal: Die A9 zwischen Siders und Brig.

    Sie ist auf 500 Metern 50 Zentimeter zu schmal: Die A9 zwischen Siders und Brig. 20min/Robin Baudraz

    Im März 2020 wurde erneut ein Problem entdeckt, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet: Auf einem 500 Meter langen Abschnitt der Fahrbahn wurde das sogenannte Autobahnbankett vergessen, und das nicht zum ersten Mal: Die 50 Zentimeter, auf denen sich die Leitplanken zusammen mit den Verkehrssignalen befinden, fehlen, wie der Walliser Lokalfernsehsender Kanal 9 berichtete.


    «Ein Sch****» sei das, kommentierte Martin Hutter, Chef der Dienststelle für Nationalstrassenbau, den Fehler. Das nachträgliche Verbreitern der Fahrbahn koste 400’000 Franken. Wer diese übernimmt, ist jedoch unklar.