Naja, zumindest EINER hat sich Gedanken darüber gemacht:
http://www.mobilbuero.com/index.php?seite=mailanfrage
Sehr geehrte Damen und Herren,
da ich selbst Verwandte im Gailtal habe, verfolge ich mit großem Interesse die aktuellen Diskussionen rund um die Stilllegung der Gailtalbahn im Abschnitt Hermagor - Kötschach-Mauthen. Zwar halte ich die Stilllegung von Regionalbahnen für einen Fehler, denn zahlreiche Beispiele erfolgreicher Bahnlinien in Tourismusregionen (Pinzgauer Lokalbahn, Vinschgaubahn usw.) zeigen, dass mit attraktiven Bahnen mehr Fahrgäste angesprochen werden können als mit reinen Busverkehren.
Da es aber offenbar auf absehbare Zeit keine politische Mehrheit für einen regulären Zugverkehr bis Kötschach-Mauthen gibt, habe ich mir Gedanken über mögliche Nachnutzungen der Eisenbahninfrastruktur im oberen Gailtal ab Dezember 2016 gemacht und möchte Ihnen diese gern mitteilen. Hierzu wurde die Bevölkerung ja kürzlich aufgefordert.
Die regen Diskussionen in der Vergangenheit vermitteln mir den Eindruck, dass eine gewisse emotionale Bindung der Bevölkerung zu "ihrer" Bahn besteht. Insofern würde ich zur Nachnutzung besonders Vorschläge berücksichtigen, bei denen die Infrastruktur erhalten bleibt, die Gleisanlagen also in irgendeiner Form weiterverwendet werden. Zwei Möglichkeiten fallen mir dazu ein: Die Nutzung als Nostalgiebahn oder die Einrichtung einer Fahrraddraisinenstrecke.
1) Nostalgiebahn:
Ähnlich anderen bestehenden Nostalgieverkehren in Österreich könnte auch zwischen Hermagor und Kötschach an Sommerwochenenden ein Nostalgiezugverkehr (mit Fahrradbeförderung, "Jausenwaggon" mit Gailtaler Spezialitäten und ähnlichen Attraktionen) geführt werden; es muss gar nicht immer ein Dampfzug sein (der einen hohen betrieblichen Aufwand erfordert), heutzutage sind auch Züge mit Waggons (bei denen die Fenster ganz geöffnet werden können!) und Diesellokomotiven schon nostalgisch. Eine Garnitur aus einer Diesellok 2043 und "Schlierenwagen", die Jahrzehnte lang im Gailtal unterwegs waren, ließe sich sicherlich billig erwerben. Da die Geschwindigkeit bei Nostalgiezügen keine große Rolle spielt, kann wahrscheinlich auch die in Zukunft vorgeschriebene technische Sicherung von Bahnübergängen entfallen bzw. durch den Zug begleitende Posten mit Warnflaggen umgangen werden.
Organisatorisch sind mir zwei Varianten der Betriebsführung von Nostalgiebahnen bekannt: Entweder nach dem Niederösterreichischen Modell einer landeseigenen Gesellschaft (dort die NÖVOG), die als Inhaberin entsprechender Konzessionen die Bahnstrecken erhalten und befahren darf oder ein Eisenbahnverkehrsunternehmen damit beauftragt.
Alternativ finden sich manchmal auch Ehrenamtliche, die auf Vereinsbasis eine Strecke erhalten und nutzen, wie z.B. die Nostalgiebahnen in Kärnten, die die Strecke zwischen Weizelsdorf und Ferlach im Rosental betreiben. Ob im Gailtal genügend Ehrenamtliche vorhanden sind, die einen solchen Sommer-Nostalgieverkehr führen könnten (und bereit sind, sich den dazu notwendigen Prüfungen zu Lokführer, Schaffner etc. zu stellen), kann ich schwer beurteilen.
Einen Versuch wäre es aber zumindest wert! Vielleicht wäre auch eine Zusammenarbeit mit dem erwähnten Verein "Nostalgiebahnen in Kärnten"
möglich. Anlässlich meiner letzten Bahnfahrt hatte ich den Eindruck, dass die Infrastruktur durchaus noch in gutem Zustand ist und es bei mäßiger Pflege auch noch einige Jahre sein könnte.
2) Fahrraddraisinenstrecke:
Eine andere Möglichkeit wäre die Nutzung der Gleisanlagen für eine Fahrraddraisinenstrecke. Davon gibt es in Österreich derzeit nur drei, eine im Burgenland, zwei in Niederösterreich. Am bekanntesten und professionellsten organisiert ist meines Erachtens die Strecke zwischen Neckenmarkt-Horitschon und Oberpullendorf im Burgenland, die man im Internet unter http://www.draisinentour.at findet. Umgelegt auf das Gailtal könnte ein Draisinenbetrieb folgendermaßen aussehen:
Am Bahnhof in Kötschach werden die Fahrraddraisinen gelagert und vermietet, man fährt also stets angenehm talabwärts. An den Bahnhöfen entlang der Strecke können die Draisinen abgestellt werden (sie sind problemlos aus den Gleisen zu heben und können dann auf Holzbohlen auf die Seite gerollt werden). Abweichend vom burgenländischen Vorbild könnten vielleicht auch spezielle absperrbare Draisinenabstellständer entworfen werden, damit auch Spaziergänge in die Ortschaften und zu Gasthäusern möglich sind. Auch könnte so die Möglichkeit geschaffen werden, die Tour vorzeitig abzubrechen, denn die 30 km zwischen Kötschach und Hermagor sind als Fahrraddraisinenstrecke durchaus etwas anspruchsvoll; im Burgenland werden nur ca. 20 km befahren, jedoch wechseln sich dort Steigungen und Gefälle ab. Weitere Ideen, z.B. ein Grillplatz oder ein Spielplatz an der Strecke könnte man sich ebenfalls aus dem Burgenland abschauen. Vielleicht bestünde an einer flussnahen Stelle der Gailtalbahn sogar die Möglichkeit, eine Badestelle in der Gail einzurichten. In Hermagor müsste die Strecke natürlich auf ein von den ÖBB nicht genutztes Gleis münden und dort enden. Wird das Buskonzept wie versprochen umgesetzt, bestehen ja stündlich von allen Orten Rückfahrmöglichkeiten zum Ausgangspunkt nach Kötschach. Am Abend eines jeden Betriebstages müsste eine Motordraisine die Fahrraddraisinen wieder abholen und zurück nach Kötschach schleppen. Im Burgenland wird die Strecke an geraden Tagen in eine, an ungeraden in die andere Richtung befahren, somit wird ein ungefährer Ausgleich erzielt. Im Gailtal halte ich jedoch aufgrund der Streckenlänge und des einheitlichen Gefälles die Lösung, stets talabwärts zu fahren und abends die Draisinen wieder zurückzubringen, für vorteilhafter.
Anmerken möchte ich, dass auch vermeintliche Problempunkte wie Bahnübergänge ("Eisenbahnkreuzungen") im Burgenland gut gelöst wurden:
Je nach Verkehrsaufkommen der Straße gibt es Stellen, an denen Fahrraddraisinenfahrer vor der Weiterfahrt anhalten müssen, oder anhalten und einen eigenen Schranken bedienen müssen, oder sogar anhalten, eine Blinklichtanlage für den Autoverkehr auslösen und dann einen eigenen Schranken hochklappen müssen. Zudem erhält auch jeder Draisinenfahrer vor der Abfahrt eine kurze Einweisung. Von der klugen und sicheren Art der Umsetzung war ich bei meinem letzten Besuch im Burgenland 2012 sehr beeindruckt.
Meines Erachtens nach ist es wichtig, dass das Land Kärnten die Bahnlinie nach Kötschach als gewidmete Eisenbahn(Infrastruktur) übernimmt, damit all diese Vorschläge möglich bleiben. Ein etwaiges Auflassungsverfahren würde dazu führen, dass die Strecke rechtlich ihren Status als "Eisenbahn" verlöre und abgetragen werden müsste.
Dies wäre, wie eingangs erwähnt, sicherlich nicht der Wunsch der Mehrheit der Bevölkerung.
Ich hoffe, mit meinen Anregungen zu einer künftigen touristischen Nutzung der oberen Gailtalbahn einen kleinen Beitrag geleistet zu haben und verbleibe mit freundlichen Grüßen